schmetterling

(Martin Jones) #1

»Und so was sehen Sie?«
»Schauen Sie mich an. Ich bin Experte für Blässe.«
»Wissen Sie was, Hugo?« Luther zeigt zur Decke. »Es gibt vor allem
dieses grässliche Fahrstuhllicht.«
»Ich bin uneingeschränkt Ihrer Meinung. Ares, könntest du uns wohl in ein
vorteilhafteres Licht setzen?«
Tatsächlich wirkt van Dyke in der Kabine noch farbloser als ohnehin
schon. Brauen und Wimpern schimmern hell wie Pinselborsten, ungnädig
bringt die Beleuchtung seine Aknenarben zur Geltung. Luther fragt sich, wie
das Heranwachsen dieses Mannes verlaufen sein mag. Um einiges anders als
das Elmar Nordvisks, schätzt er. Über den braucht man nicht viel zu wissen,
um ihn als wandelnde Selbstinszenierung zu begreifen, von Jugend an
gewahr, wie ein gefälliges Äußeres, gepaart mit Grips und listig zur Schau
gestellter Schüchternheit, auf Mädchen wie Mütter wirkt: Letztere so angetan
von der gedeihlichen Mischung aus Genie und Wohlanständigkeit, dass sie
die Flirtversuche ihrer Töchter – glamouröse Hochzeitsfeierlichkeiten vor
Augen – nach Kräften befördern, denen ihrerseits entgeht, wie mühelos der
scheue Jüngling sie dazu verführt hat, ihn zu verführen. Phibbs’ Dossier
schnürt auch Blüten der Klatschpresse, wonach Elmar erst nach zahlreichen
prominent besetzten Affären in eine feste Beziehung gefunden habe, mit
einer gescheiterten Popsängerin namens Liza Martini. Van Dyke hingegen?
Überlebenskampf. Der ewige Mülleimer, dem sich Mädchen platonisch
anvertrauen, weil sie nie auf den Gedanken kämen, er sei etwas anderes als
ein bedürfnisloses Neutrum. Der Typ, bei dem man abschreibt, ohne ihn zur
Party einzuladen –
Das Fahrstuhllicht nimmt einen weicheren Ton an.
»Alle Achtung. Ihr Computer versteht Ironie.«
»Besser als die meisten seiner Programmierer.« Van Dyke winkt ab.
»Seien Sie nicht allzu beeindruckt. Das sind Taschenspielertricks. Mit so was

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