schmetterling

(Martin Jones) #1

ziehen wir Investoren die Milliarden aus der Tasche. Elmar würde sagen, der
Scheiß wirkt immer.«
Die Kabinentüren öffnen sich. Ein verglaster Gang erstreckt sich bis zu
einer schimmernden Front, in die groß das Nordvisk-N graviert ist. Hinter
den Glaswänden Kontrollpulte und Monitore, Männer des
Sicherheitsdienstes. Das seidige, allgegenwärtige Licht entspringt keiner
erkennbaren Quelle, die Räume selbst scheinen es zu produzieren.
»Was ist das eigentlich für ein Wachdienst?«, fragt Luther, während sie der
schimmernden Front entgegengehen. »Wo bekommen Sie die Leute her?«
»Die rekrutieren wir selbst.«
»Kein Fremdanbieter?«
»Ich bitte Sie.« Van Dyke wirkt belustigt. »Das hier ist die bedeutendste
Forschungsanlage der Vereinigten Staaten.«
»Nicht gemessen am Grad ihrer Bekanntheit.«
Er lächelt. »Die schönsten Blumen blühen im Verborgenen. Nordvisk ist
Weltmarktführer für künstliche Intelligenz, Palo Alto nur der Jahrmarkt.
Täglich entsteht dort bahnbrechend Neues. Ein Biotop für Durchgeknallte.
Der Zoo gewissermaßen. Jeder, der fragt, kriegt eine Führung. Aber das
Gehirn ist hier, in Sierra, und das binden wir nicht jedem auf die Nase. Ganz
sicher legen wir den Schutz unserer Anlagen nicht in die Hände
gewerbsmäßiger Nachtwächter.«
»Ich hätte Ihre Feinde eher in chinesischen Hackerkreisen vermutet.«
»Sie machen sich keine Vorstellung davon, wer uns alles ans Leder will.
Technologieängste sind wie eine Infektion, wie grassierende Viren. Die
Gegner der digitalen Transformation würden uns liebend gerne in die Luft
sprengen, von religiösen Vernichtungsphantasien ganz zu schweigen, da man
uns natürlich verdächtigt, Gott zu spielen. Das Problem ist, schützen können
Sie nur, was Sie intellektuell durchdrungen haben. Und Navy Seals mit einem
Master of Science in Informatik stehen nicht an der Ecke herum. Aber wir
sind gut aufgestellt.«

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