schmetterling

(Martin Jones) #1

eine abwartende Existenz, die plötzlich und ohne ersichtlichen Grund zu
zielgeleiteter Aktivität erwachen könnte. Die Wände erzeugen die
Projektionen, so wie sie auch das Licht hervorbringen, ein Kabinett der
Illusionen. Ähnlich unwirklich erscheinen die beiden jungen Frauen, die sie
am Nachmittag vom Zaun aus beobachtet haben. Auf Bildschirme starrend,
beleben sie den Raum weniger, als dass sie dessen gespenstische Leere
komplettieren. Luther fragt sich, wie tief dieses geheime Reich liegt. Der
Fahrstuhl könnte in jeder Geschwindigkeit unterwegs gewesen sein, doch
Beschleunigung und Abbremsung lassen ahnen, dass sie nahezu
hinabgestürzt sein müssen.
Eine der Frauen schwingt ihren Drehstuhl zu ihnen herum.
»Hi, Hugo. Was geht? Elmar meint, wir sollen hochkommen.«
»Wusste gar nicht, dass ihr auf der Farm seid«, sagt die andere.
»Außerplanmäßig.« Van Dyke schaut fragend zu Luther. »Wann genau
wollen Sie die Vernehmung durchführen?«
»Wie lange brauchen wir für den Rundgang?«
»Kommt drauf an, was Sie sehen möchten.«
»Den Fuhrpark, das Appartement. Den Hangar gegenüber.« Gegenüber,
nebulös verortet aus solch ungewisser Tiefe heraus, doch van Dyke nickt:
»Kalkulieren Sie eine halbe Stunde ein. Ach ja, bevor ich die guten Sitten
schleifen lasse: Ellen Banks, Bridget Liu, Programmiererinnen, Undersheriff
Luther Opoku vom hiesigen Sheriff Department.«
Ellen Banks, blond und üppig genährt, mustert Luthers imposante eins
neunzig und streckt ihre überkreuzten Handgelenke vor. »Dann nehmen Sie
mich mal mit, Undersheriff. Ich bin gemeingefährlich.«
Bridget Liu lacht. »Quatsch. Ich war’s. Egal, was.«
»Sie sind beide im Sheriffbüro willkommen, Ladies, was immer Sie auf
dem Kerbholz haben. Nur geben Sie mir keinen Anlass, Sie länger
dazubehalten als auf die Dauer einer Tasse Kaffee.« Standardmunitionierung

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