schmetterling

(Martin Jones) #1

für die Flirtversuche erlebnishungriger Sommerfrischlerinnen. Prompt
umwölkt sich Ellens Blick: »Was ist denn überhaupt los, Hugo?«
»Das besprechen wir später«, kommt Luther dem CEO zuvor.
»Schlimm?«
»Ihr habt es gehört«, sagt van Dyke. »Wir sehen uns oben.«
Luther folgt ihm weiter durch den Raum und hinaus auf eine Balustrade.
Sie verläuft entlang einer schier endlosen Wand, in regelmäßigen Abständen
von Stahltreppen durchbrochen, so weit das Auge blickt, und es blickt nicht
weit genug, um die schwindelerregenden Dimensionen dieser Unterwelt zu
erfassen. Vor ihm erstreckt sich eine Art Landschaft. Rohre, Stromschienen
und Netzverteilerkästen überziehen die Decke, eine kopfstehende Gegenwelt,
aus der Kabelstränge sprießen und sich wie vielfarbige Nabelschnüre zu
kolossalen Glas- und Stahlschränken winden. Mehr als jedes Datencenter, das
Luther je gesehen hat, erweckt dieses den Eindruck einer Stadt, in der es
unablässig blinkt – der Puls der Maschine, sichtbar gemacht durch Myriaden
emsig kommunizierender LED-Lämpchen. Reihen um Reihen der


leuchtenden Stahl-Glas-Quader füllen die Halle bis an ihre entlegenen
Grenzen, identische Server Racks, die nichts gemein haben mit den klobigen
Datenheimen üblicher Großrechner. Kein Mensch bevölkert ihre Avenuen,
sondern Roboter patrouillieren dort, rollende Versorgungsstationen mit
kamerabestückten Teleskophälsen und Greifarmen. Präzise erfassen ihre
Greifer Bauteile, lassen sie in Drahtkörben verschwinden und schieben neue
an deren Stelle. Luther schaut gebannt zu, die Hände fest ums Geländer
geschlossen, wobei sich seine Verblüffung zur Hälfte dem Umstand verdankt,
dass solch ein Bauwerk jahrelang im Untergrund von Sierra verborgen liegen
konnte, ohne dass er davon wusste.
»Wann haben Sie das alles gebaut?«
»Elmar hat 2003 damit begonnen.« Van Dyke lehnt neben ihm. Wie
Touristen auf einem Kreuzfahrtschiff hängen sie einträchtig an der Reling

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