schmetterling

(Martin Jones) #1

Bild von Lösungswegen. Als könne man sie nur nacheinander beschreiten,
obwohl tatsächlich alle gleichzeitig existieren – innerhalb eines Phänomens,
das Physiker Quantenwolke nennen. Übliche Rechner arbeiten mit
chronologischen Ausleseverfahren, mit Bits, kleinstmöglichen
Unterscheidungseinheiten. Als Bit haben Sie den Wert eins oder null. Ja oder
nein. Entweder, oder. In einem Entweder-oder-System können Sie ebenso
wenig zwei Wegen gleichzeitig folgen, wie Sie an einer Kreuzung
gleichzeitig nach rechts und links gehen können, also gehen Sie zuerst
hierhin, dann dorthin. Optimierungsprobleme nun führen Sie an Kreuzungen
mit Millionen Richtungen. Selbst mit Lichtgeschwindigkeit würden Sie eine
Ewigkeit brauchen, alle nacheinander abzuklappern. Was aber, wenn Sie eine
andere Sorte Bit wären? Ein Q-Bit, das zugleich eins und null sein kann, ein
Sowohl-als-auch-System. Damit könnten Sie sämtliche Lösungswege
simultan beschreiten, und schon nach einem Rechenvorgang läge das
optimale Ergebnis vor, ohne dass in unserer Wahrnehmung wesentlich Zeit
verstrichen wäre.«
»Die Sache ist nur die: Niemand kann an zwei Orten gleichzeitig sein.«
»In der Physik der kleinsten Dinge schon.«
»Klein heißt?«
»Subatomar.«
»Wie beruhigend. Andernfalls wären sämtliche Alibis in kalifornischen
Gerichtsakten hinfällig. Und Ares arbeitet mit solchen – Q-Bits?«
Van Dyke nickt. »Sagt Ihnen der Begriff Quantencomputer etwas?«
Luther durchkämmt seinen eigenen kümmerlichen Datenspeicher.
»Nie gehört.«
»Ares ist ein Quantencomputer. Viele halten es für unmöglich, komplexe
Berechnungen einzig mit Quanteneffekten durchzuführen, aber Ares tut
genau das. Tja.« Er seufzt, als sei ihm plötzlich eingefallen, warum Luther
überhaupt hier ist. »Wohl kaum der gegebene Moment für einen Crashkurs in
Quantenmechanik. Das wollen Sie alles gar nicht wissen.«

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