schmetterling

(Martin Jones) #1

Man sollte sich seiner Rückendeckung versichern.
Immer.
Ganz besonders, wenn die Chance lockt, einen Gegner in die Enge zu
treiben. Aus allen Himmelsrichtungen sollten dann Gewehrläufe starren.
Einen Raum zu betreten, in dem die Stimmung gegen dich stehen könnte,
solltest du nicht damit krönen, dort im Alleingang Stunk zu machen, sondern
hinsehen, Schlüsse ziehen und mit reichlich Verstärkung zurückkehren.
Polizeischulen lehren noch vieles mehr, was Luther allzu oft in den Wind
geschlagen hat, bis seine Familie ernsthaft an seinem Jagdfieber mit zu
erkranken begann – Sierra war als Therapie gedacht. Und die Therapie griff –
Himmel, wie sie griff! –, doch am Grund seines Wesens ist er derselbe
impulsive Jäger geblieben, fixiert auf seine Beute, sobald sie ins Licht tritt,
bereit, sich kämpfend mit ihr in den Abgrund zu stürzen.
Der Mann ist groß. Größer noch als Luther, mit Schultern so breit, dass sie
seinen Oberkörper wie einen V-förmigen Keil erscheinen lassen, dessen
Spitze in ein erstaunlich schmales Becken gerammt wurde. Die Haare sind im
Nacken und an den Seiten wegrasiert, ein getrimmter Henriquatre-Bart lässt
seine gewölbte Kieferpartie zusätzlich hervortreten, während es an Nasenbein
mangelt. Helle, intelligente Augen leuchten unter einer Stirn, für die nicht
genug Haut zur Verfügung gestanden zu haben schien, so straff spannt sie
sich. Ein Schädel, der in seiner absonderlichen Proportionierung hässlich sein
müsste, stattdessen jedoch wölfische Attraktivität ausstrahlt.
»Entschuldigen Sie, Sheriff –« Der Hüne entblößt kräftige Zahnreihen.
»Undersheriff.«
»Ich war beschäftigt, als Sie hereinkamen. Jaron Rodriguez.«
Luther ergreift die prankenartige Rechte und schüttelt sie.
»Freut mich.«
»Jaron leitet den Sicherheitsdienst«, erklärt van Dyke unnötigerweise.
Rodriguez ist das Leittier schlechthin.
»Womit können wir helfen, Undersheriff?«

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