schmetterling

(Martin Jones) #1

Luther antwortet nicht, sondern hält den Blick auf den Hünen geheftet.
Was für ein Glücksfall. In die Sache kommt schneller Bewegung als erhofft.
Die Sekunden tröpfeln dahin, und Rodriguez’ joviale Freundlichkeit beginnt
einzufrieren. Die buschigen Brauen rutschen hoch, er öffnet die Hände zu
einer fragenden Gebärde.
»Ja?«, sagt er gedehnt.
Luther ruft sich das Hangar-Video vor Augen. Den Mann, der die
Verladung der Container dirigierte. Sieht ihn die Augen zur Kamera heben,
nicht ahnend, dass seine Visage auf Pilars Stick landen wird. Derselbe Mann
steht jetzt vor ihm. Sein blaues T-Shirt zeichnet die Brustmuskulatur nach
wie bei einer dieser Action-Puppen, der Kragen der Windjacke ist aufgestellt,
sodass es eines zweiten Hinschauens bedarf, um das fleischfarbene Pflaster
zu erkennen, das aus dem Stoff hervorlugt.
»Undersheriff? Ihnen ist schon klar, dass Sie mich anstarren.«
»Hätte ich denn Grund dazu?«
Van Dyke runzelt die Brauen. »Gibt es ein Problem?«
Rodriguez schüttelt den Kopf. »Nicht, soweit es mich betrifft. Kennen wir
uns von irgendwoher?«
»Ihr Hals.« Luther hebt den Finger. »Verletzt?«
»Ach, das. Beim Rasieren passiert.«
»Verstehe.« Luther tritt näher heran. »Dürfte ich sie mal sehen?«
»Was?«
»Die Wunde.«
»Eine Schnittwunde vom Rasieren?«
»Ja.«
»Warum in Gottes Namen wollen Sie die sehen?«
»Mich interessiert, womit Sie sich rasieren.«
Rodriguez zwinkert. »Womit ich mich rasiere?«
»Klinge oder Fingernagel.«

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