schmetterling

(Martin Jones) #1

sprungbereit auf der Kante hocken. Luther könnte wetten, dass sie alle letzte
Nacht dabei waren.
Man sollte sich immer seiner Rückendeckung versichern –
Dafür ist es jetzt zu spät.
»Erzählen Sie weiter, Undersheriff.«
»Sie hat ihn gekratzt. Und konnte entkommen, was ihr leider nichts
nützte.« Er tritt dicht vor den Hünen hin, der monolithisch im Raum steht.
»Konnten Sie sehen, wie sie abstürzte, Jaron? Oder haben Sie am Ende sogar
nachgeholfen? In dem Punkt waren wir uns nämlich nicht ganz sicher.«
Rodriguez’ Blick beginnt zu flackern, huscht zu van Dyke.
»Muss ich mir das anhören?«
»Aber wir haben Hautpartikel unter ihren Fingernägeln gefunden«, fährt
Luther im Plauderton fort. »Vermischt mit Bartstoppeln. Sie haben doch
nichts gegen einen DNA-Abgleich, oder? Da es ja nur eine Schnittwunde vom
Rasieren –«
Rodriguez’ Faust ist so unvermittelt da, dass ihm kaum Zeit bleibt,
auszuweichen. Die Knöchel streifen seinen Kopf. Er federt in die Knie und
landet einen Treffer auf Rodriguez’ Solarplexus, was dieser mit einem
Schwinger quittiert. Die Wirkung ist die einer Abrissbirne. Der Schlag hebelt
Luther von den Beinen, schnappend wie ein Karpfen segelt er zu van Dykes
Füßen, sieht den Hünen hinausstürmen, seinen Adlatus von der Stuhlkante
schnellen, die Medusenstarre von den Umstehenden abfallen, reißt seine
Glock heraus: »Keiner bewegt sich!«, schwenkt sie im Halbkreis, um seinen
Worten Nachdruck zu verleihen. Van Dyke, sichtlich entgeistert, öffnet den
Mund. Luther ignoriert ihn, rappelt sich hoch und stürzt Rodriguez hinterher.
»Undersheriff –«, folgt ihm van Dykes Stimme.
Niemand draußen. Der Gang beleuchtet sich selbst, die Fahrstuhltüren eine
geschlossene Front. Links fährt das große N zusammen, ein deutlicher
Hinweis, wohin Rodriguez sich gewandt hat. In Luthers Euphorie, den Mann
so rasch enttarnt zu haben, lodert Wut, ein hochexplosiver Cocktail, der ihn

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