schmetterling

(Martin Jones) #1

er Rodriguez hier finden, umherirrend zwischen diesen Kolossen aus Glas
und Licht? Er ist auf dem besten Wege, die Kontrolle zu verlieren. Mehr als
jede Maschine sieht er sich zum Objekt einer unverständlichen Welt werden,
in der eine noch unverständlichere Zukunft brütet, gibt – jagend entlang der
Grenzen seiner Vorstellungskraft – ein erbärmliches Bild ab, da diese
Ansammlung unbeseelt denkender Strukturen, überbordend vor Information,
ihn direkt zu verhöhnen scheint: unwissend inmitten von Wissen! Wie ein
Savannenbewohner des Pleistozäns pirscht er einem Mann hinterher, der
aussieht, als hätte sich in ihm ein Übermaß an Neandertaler-Genen erhalten –
wer kann glauben, ihre Spezies habe dieses kolossale Quantenhirn
konstruiert? Luther kann ja nicht mal glauben, dass einhundert Meter über
ihm das Sierra Valley in vermeintlicher Abgeschiedenheit dahindämmert.
Sein Blick wandert über den Wald der Stützpfeiler, und er hört sich denken:
Gib auf. Klar und deutlich. Du hast keine Chance. Naiv zu glauben, dein
Gehör werde dir einen einzigen verwertbaren Anhaltspunkt liefern. Roboter
jagen Platinen, du jagst Gespenster. Was immer durch diese Gänge geistert,
verursacht irgendeine Form von Lärm, nur der Feind dürfte längst über alle
Berge sein.
»Undersheriff!« Van Dyke, aus großer Distanz. »Er ist im Mittelgang. Ein
Stück voraus.«
Im gleichen Moment hört er Rodriguez rennen.
Luther explodiert in Bewegung. Sprintet los, in die nächstliegende
Abzweigung, vorbei an Robotern. Welcher Korridor war noch der mittlere?
Dreht sich zur Balustrade, sieht van Dyke klein dort stehen, dies ist der
Mittelgang, schaut nach rechts, wo Rodriguez eben in einer Querverbindung
verschwindet, steigert sein Tempo. Wie ein Bluthund heftet er sich auf die
akustische Fährte, da der Hüne es aufgegeben hat, seine Schritte zu dämpfen,
und sein Heil in wilder Flucht sucht. Schon nach wenigen Sekunden hat er
ihn wieder im Blick. Rodriguez’ Vorsprung schmilzt dahin, und plötzlich
sind da keine Korridore und Datenhalden mehr, A.R.E.S.’ jenseitige Grenze

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