schmetterling

(Martin Jones) #1

Die Sphäre produziert Sinnestäuschungen, so viel steht fest.
Allerhöchste Zeit, hier rauszukommen!
Wieder findet er sich in einem Treppenhaus. Diesmal führen die Stiegen
hinauf. Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastet er hoch und wundert sich,
weiter oben keine Lärm erzeugenden Stiefel zu vernehmen. Im Zickzack geht
es empor und hinaus auf einen querenden Flur, breit wie ein Highway. Luther
verharrt, horcht – Stille. Schaut nach rechts und links. Beidseitig biegt sich
der Gang aus dem Blickfeld. Den Mann aus den Augen verloren zu haben,
besorgt ihn darum wenig, allerdings müsste man ihn hören können – doch die
Stille hat etwas betäubend Endgültiges.
Sie sagt Luther, dass Rodriguez entkommen ist.
Wie ist das möglich? Sein Vorsprung war unwesentlich. Nur dieser eine
Weg führte aus dem Treppenhaus. In diesen einen Gang, der Luther plötzlich
wie eine Innerei erscheint. Aufs Geratewohl wendet er sich nach links und
trabt die leere Flucht hinab, ziel- und alternativlos, begleitet vom An- und
Abschwellen des machtvollen Pulses, der den Boden immer noch zum
Erzittern bringt. Wie gebannt, wenngleich nicht vertrieben, lauert die
Panikattacke an den Rändern seines Bewusstseins. Er spürt ihre
Raubtierpräsenz und konzentriert sich ganz auf seinen Atem. Angst – das
weiß er nur zu gut – führt im Kreis herum. Wie sich zeigt, ist die Unterwelt
reicher an Türen als an Gewissheiten. Alle paar Meter fällt ihm jetzt eine auf,
sämtlich an der Ganginnenwand gelegen, als führten sie zur Rückseite des
Kugelraums. Er stellt sich die Sphäre in einen gleich hohen Zylinder gebettet
vor. In diesem Bild folgt der Gang dem oberen Zylinderrand, man würde
demnach auf ihr Dach gelangen – sofern derartige Begrifflichkeiten hier
Gültigkeit haben. Der Reihe nach rüttelt er an den Klinken und findet die
Zugänge verschlossen, was nichts heißt – Rodriguez kann durch einen davon
entwischt sein, auch wenn rätselhaft bleibt, wie er sich so einfach in Luft
auflösen konnte. Wohl oder übel muss Luther ihn verloren geben und sich in
dieser von Korridoren und Schächten durchsiebten Welt nun der Aufgabe

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