schmetterling

(Martin Jones) #1

widmen, wieder nach draußen zu finden. Nur im äußersten Notfall wird er
den Weg zurück durch die Sphäre nehmen – doch noch während die
Vorstellung ihn piesackt, begradigt sich der Gang und endet an einer letzten,
grau lackierten Tür.
Er öffnet sie.
Tritt hindurch und steht wieder in der Serverhalle.
Benommen starrt er auf die leuchtende Datenstadt, und die Stadt sendet in
Erwiderung seines Starrens ein stummes Ich-weiß. So jedenfalls kommt es
ihm vor. Der Anblick der Speicherblöcke ist identisch mit dem Bild, das sich
ihm von der Balustrade aus bot, es gibt keine Vorder- und Rückseite, ebenso
wenig wie A.R.E.S.’ synthetischer Geist – glaubt man van Dyke – ein Vorher
oder Nachher kennt, sondern im Zugleich existiert, in einer Synchronität aller
Zustände. Unterscheidet die Maschine Innen und Außen, so wie Menschen es
tun? Luther geht auf die Serverreihen zu, und ihn überkommt die Vision einer
gleißenden Verdichtung von Wissen, das atmosphärengleich im Raum steht.
Nun also atmet er diese Atmosphäre, wodurch er gewissermaßen Teil dieses
Wissens wird. Im selben Moment erinnert er sich, was das Kürzel A.R.E.S.
chiffriert. Er weiß es aus Phibbs’ Dossier, doch ihm ist, als lasse der ihn
umströmende Maschinengeist die Erinnerung aufleuchten: Artificial Research
and Exploring System, künstliches System zur Forschung und Erforschung
von –
Was? Ist er auf der Brücke erforscht worden?
Ein quälender Gedanke. Er geht einher mit der Vorstellung, man habe ihn
dort unten vielleicht gescannt. Dem Computer eingespeist. A.R.E.S. habe ihn
gleichsam verschlungen, und jetzt wabert er in Gesellschaft der perfekten
ölvertilgenden Amöbe durch irgendwelche Quantenwolken, gefangen in
einem Ding, dessen ganzes Wirken auf Optimierung abzielt. Und was ließe
sich nicht alles optimieren? Ein künstliches Hirn, das die beste aller Amöben
errechnen kann, findet gewiss auch in einer Lutherwolke den perfekten
Luther, und ganz sicher wäre dieser grandiose Luther nicht er. Was für eine

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