schmetterling

(Martin Jones) #1

»Nein, mir reißt nur gleich der Geduldsfaden.« Luther setzt sich wieder in
Bewegung. »Zum letzten Mal –«
»Wie du willst, Freundchen.« Der Mann von der Stuhlkante schließt seine
Finger um seinen Oberarm und versucht, ihn in die Knie zu zwingen. Luther
überlässt sich der Sprache seiner Reflexe. In Kenntnis jeden nur vorstellbaren
körperlichen Angriffs haben seine Ausbilder glorreiche Taten an ihm
vollbracht, sodass er die Sache mit derselben Beiläufigkeit regelt, mit der
Kimmy ein Spinnennetz aus dem Türwinkel fegt, wenn sie morgens das
Sheriffbüro aufschließt. So ein Ding wie mit Rodriguez wird ihm nicht noch
mal passieren. Er verlagert sein Gewicht nach vorn und platziert einen
Seithaken im Gesicht des Gegners, dass es knackt. Der Mann taumelt zurück,
blinzelnd vor Schmerz und Überraschung. Blut schießt aus seiner lädierten
Nase. Luther lässt ihm keine Zeit, seine Gegenwehr zu formieren, schickt die
Linke auf eine Halbkreisbahn und die Rechte gleich hinterher. Noch während
der Doppelschlag sein Gegenüber von den Füßen hebelt, vollzieht er eine
tänzerische Drehung zu dessen Kollegen, der eine Waffe zieht, schlägt sie
ihm aus der Hand, rasche Kniebeuge, um sie einzusammeln, liefert im
Hochkommen den Aufwärtshaken gleich mit, packt den Getroffenen, bevor
er zu Boden gehen kann, und dreht ihm den Arm auf den Rücken.
»Kannst du stehen?«
»Mhmmm.«
»Gut. Bleib so.«
Lässt ihn los, federt zu dem Typ von der Stuhlkante, der wenig fruchtende
Anstalten macht, sich hochzustemmen, entwaffnet ihn und steckt auch dessen
Pistole in den Hosenbund. Allmählich wird es eng da hinten. Luther gibt sich
keinen Illusionen hin. Seine Lage wird mit jeder Sekunde prekärer, da dieser
sogenannte Sicherheitsdienst während der letzten zwanzig Minuten gleich
mehrfach hat erkennen lassen, was er von bundesstaatlichen Autoritäten hält.
Vordringlichstes Ziel ist jetzt, diesen grotesken Keller zu verlassen. Er packt
den Wachmann, der folgsam stehen geblieben ist und vor sich hin stierend

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