schmetterling

(Martin Jones) #1

Als Elmar Nordvisk zehn Jahre alt war, schenkte ihm sein Vater einen
kleinen Hund, der wenig später an den Folgen einer Diarrhoe verstarb. Bis
dahin hatte er Elmar zweimal gebissen und das elterliche Zuhause mit seiner
Flatulenz in eine Hochrisikozone verwandelt, da zu befürchten stand, schon
das Anreißen eines Streichholzes könne die ganze Wohnung in die Luft
jagen. Während dieser Tage ungestillter Kindheitserwartungen reifte in Elmar
die Vorstellung eines künstlichen Vierbeiners heran, erschaffen aus Silikon
und Silizium, der dennoch echter Zuneigung fähig wäre oder sie zumindest in
einer Weise simulieren würde, dass man sich veranlasst sähe, dreimal täglich
mit ihm in den Park zu gehen.
Genealogisch hochbegabt – Vater Kybernetik-Professor, den es ans MIT
verschlagen hatte, Mutter Mezzosopranistin, beide aus Stockholm –, schrieb
Elmar noch vor seinem zwölften Geburtstag ein Dutzend entsprechende
Programme, die prompt das Interesse kapitalstarker Hightech-Schmieden auf
sich zogen. Jede davon beschäftigte sich mit der Erforschung und
Erschaffung künstlicher Intelligenz. Wie sich zeigte, war Elmar dem Stand
der Hardware, derer es bedurfte, um duftneutrale, handzahme und allgemein
erbauliche Hunde nicht nur algorithmisch, sondern auch leibhaftig
Wirklichkeit werden zu lassen, ein gewaltiges Stück voraus. Was bedeutete,
dem perfekten Haustier noch eine Weile entgegensehen zu müssen. 1988
hatten R2D2 und C3P O die Kinoleinwand erobert, doch der am weitesten


entwickelte humanoide Roboter der echten Welt fiel spätestens nach drei
Schritten auf die Schnauze. Ungeachtet dessen trug Elmar sein Genie noch
während der High School etliche Aufträge aus dem Startup-reichen
Hinterland des MIT ein, jenes legendären Instituts in Cambridge, an dem er

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