schmetterling

(Martin Jones) #1

Jahre später als einer der jüngsten je eingeschriebenen Studenten seinen
Bachelor of Science in Mathematik, Computerwissenschaften und Biologie
machen sollte.
So weit der Kern, aus dem die Legende spross.
Also der Quatsch für die Medien.
In Wahrheit war besagter Hund an einem Vormittag, wie er strahlender
nicht hätte sein können – mit sonnenfunkelnder Luft und Stoßwinden, die
Aromen von Meersalz, Tang, angespülten Krebsen und Schiffsdiesel aus der
Massachusetts Bay ins Bostoner Viertel Beacon Hill trugen –, den plötzlichen
Hundstod gestorben. Da niemand den Wunsch äußerte, den Kadaver
obduzieren zu lassen, und Elmars Trauer sich in Grenzen hielt, wurde des
Verstorbenen mit einer Grabstätte unter einem Busch gedacht, während sich
in der familiären Nussschale die weit größere Tragödie vollzog. Obwohl sie
Elmars eigentliche Geschichte erzählt, spricht er nur ungern darüber – es ist
eben auch die schmerzlichere.
Er war elf, als bei seiner Mutter ein Tumor diagnostiziert wurde.
Die Ärzte verbreiteten Zuversicht.
Wenige Tage nach seinem zwölften Geburtstag starb sie.
Ab da wurde das Leben für Elmar zur Farce. Sein Interesse an künstlicher
Intelligenz drohte zu veröden, da er, ohne sie zu hinterfragen, immer von
zwei Prämissen ausgegangen war: Das Universum währt ewig, und der
Mensch ist unsterblich. Gut, abgesehen von denen, die gestorben waren, aber
da musste es sich um einen Irrtum gehandelt haben, der sich mithilfe der
Wissenschaft ja wohl korrigieren lassen sollte, und Hunde zählten nicht, also
nicht richtig. Doch in der soeben erschienenen Kurzen Geschichte der Zeit
von Stephen Hawking stand abschließend, an einem fernen Tag werde mit
dem Erlöschen des letzten Quantums Energie auch das Universum aufhören
zu existieren, was Elmar als niederschmetternd empfand – wozu sich um
Höherentwicklung bemühen, um Sinngebung, Weltverbesserung, wenn es
irgendwann keinen Ort mehr geben würde, an dem die Menschheit

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