schmetterling

Also beschloss er zu verschwinden.
Die Reisegesellschaft war schnell zusammengetrommelt. Satellitengleich
umschwirrten ihn Dutzende ehemaliger Kommilitonen, die frohgemut jeden
Blödsinn mitmachten, wenn er ihn nur vorschlug. Wie Mother Goose liefen
sie ihm hinterher, warum also nicht gleich bis ans Ende der Welt? In den
Cannabis-geschwängerten Wohnhöhlen rat- und planloser Hoffnungsträger
rief Elmar den Spurlos-Club aus. Zentrale Idee war, getrennt auf einjährige
Weltreise zu gehen. Jeder würde mit einem Startkapital von dreihundert
Dollar losziehen, sich alles darüber hinaus Erforderliche unterwegs verdienen
und den Planeten mit Ablauf des dreihundertfünfundsechzigsten Tages
nachweislich umrundet haben. Sieger wäre, wer das meiste aus seinen
Möglichkeiten gemacht hätte – im Verständnis fast sämtlicher Clubmitglieder
also die Vervielfachung der dreihundert Kröten, unter Verheißung
gischtstarren Haars im Seewind, kleiner Robinsonaden, Liebschaften an
exotischen Stränden und eines ordentlichen Schusses Jim-Hawkins-
Romantik, nicht zu vergessen natürlich das Spirituelle – kurz, als Long John
Silver oder Ben Gunn zurückzukehren, goldene Worte Buddhas auf den
Lippen und die Taschen voller Dukaten.
Das glückte dem einen mehr, dem anderen weniger.
Elmar ging pleite.
Nach Jahresfrist erschien er zum Treffen mit keinem sauberen Faden mehr
am Leibe und leeren Taschen, dafür berstend vor Lebensmut und einer
Unzahl Ideen. Alles, was er je besessen hatte, war in Hilfsprojekte geflossen.
Er hatte Schönheit und Leid und die schlafende Schönheit im Leid gesehen,
die wachgeküsst werden wollte, nur dass sich weit und breit keine Prinzen
fanden. Er war durch die Höllen der Globalisierung gereist, die neuen weißen
Flecken auf den Landkarten, in denen Abermillionen Menschen dem
Vergessen anheimgegeben wurden. Er hatte starrendes Unrecht erlebt, stumm
machende Gewalt und die innere Berührung eines Lächelns gefühlt, das auf
einem uralten Gesicht erschien, dessen Besitzerin gerade mal siebzehn und