schmetterling

(Martin Jones) #1

»Was wäre denn kein Kinderkram?«
Der Besucher kam näher. Er war nicht besonders groß, hatte ein blasses,
von Aknenarben überzogenes Gesicht und stumpfes, hellblondes Haar. Elmar
glaubte, ihn schon gesehen zu haben.
»Willst du was trinken?«, fragte er. »Eine Cola oder –« Er schaute in
seinen kleinen Eisschrank. »Oder Cola?«
Man müsste mal wieder einkaufen gehen.
»Cola ist gut.«
»Kennen wir uns eigentlich?«
»Noch nicht persönlich. Hugo van Dyke.«
Elmar öffnete zwei Dosen und wies auf den einzigen Besucherstuhl. Viel
hatte seine Garage nicht zu bieten. Einen billigen Schreibtisch, Stühle,
Kleiderstange, Bett und das Rudiment einer Küche. In einer Ecke lehnte sein
Surfbrett, die gegenüberliegende Wand nahmen sein Mountain Bike und sein
Motorrad in Beschlag. Wo immer Platz für einen Rechner war, stand so ein
Ding, lagen Platinen herum, stapelten sich Festplatten.
»Eine Maschine, die alles kann«, sagte er und reichte Hugo van Dyke die
beschlagene Dose. »Eine universell denkende und agierende Intelligenz. Das
wäre kein Kinderkram.«
Hugos Lächeln erhellte den Raum. »Du willst den Turing-Test knacken.«
»Der Turing-Test ist scheiße.«
»Bislang hat ihn noch keine Maschine bestanden.«
»Glaub mir, Kumpel, ich würde ihn selber nicht bestehen.« Elmar sah
seinem Gegenüber kurz in die Augen. »Ich bin die rhetorische Vollniete, wer
mit mir chattet, könnte schnell auf die Idee kommen, einem Blechkameraden
aufzusitzen. Ich meine, im Ernst, was soll das für ein Kunststück sein, ein
paar Schaltkreisen das Quasseln beizubringen? Zauberbudenkram. Du sagst,
ich bin inkontinent, muss sechsmal raus die Nacht, oh Mann, weißt du, wie
das nervt und zwickt und brennt, und der Bot pflichtet dir bei und meint, ich
hab’s schon aus Bequemlichkeit einfach ins Laken laufen lassen, obwohl er

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