schmetterling

(Martin Jones) #1
Was kann Hugo um diese Zeit von ihm wollen?
Er geht ran.
»Wir haben einen Übertritt«, sagt Hugo.

Luther erwacht.
Eine Weile hält er die Augen geschlossen, voller Angst vor dem, was er zu
Gesicht bekommen könnte. Sein Denken versucht einzurasten und findet kein
Scharnier. Die einzig verlässliche Empfindung ist die, auf einer Pritsche im
County-Gefängnis zu liegen, gar nicht mal unbequem. Wann immer zu Hause
die Wände näher rückten, hat er sich hier zur Nacht gebettet, und das war in
den Wochen nach Jodies Tod fast fortgesetzt der Fall. In einer Zelle, um der
Enge zu entfliehen. Bleiern symbolisch, zeigt aber auch, dass man im
hiesigen Knast gut schläft.
Er lauscht. Etwas hat ihn geweckt. Sofern seine Erinnerung ihn nicht
trügt – worin sie seit Neuestem einen geradezu sportlichen Ehrgeiz entwickelt
zu haben scheint –, sitzt in der Nachbarzelle ein Kerl namens Jaron
Rodriguez. Dies zu überprüfen, erforderte die Augen zu öffnen, wozu er nur
widerwillig bereit ist. Noch ließe sich alles als böser Traum abtun. Sollte aber
Rodriguez tatsächlich dort hocken, müsste von einer unerklärlichen Wendung
in Luthers Leben oder, schlimmer noch, akuter Geistesverwirrung die Rede
sein. Dann stünden die Aussichten, dass er verrückt geworden ist, fifty-fifty.
Akte X oder nicht alle Tassen im Schrank.
Die Perspektiven dieses Tages.
Er riskiert einen Blick. Seine Zellentür steht offen, durch die Scheiben der
kleinen verglasten Telefonzentrale gegenüber kann er Kimmy sehen, noch im
Mantel. Ihr Gesicht schwebt im Raum, erhellt von Computerbildschirmen,
die Lippen bewegen sich. Ein Anrufer offenbar, der ihre Aufmerksamkeit so
vollständig vereinnahmt, dass sie nicht mitbekommt, wie ihr Undersheriff

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