schmetterling

(Martin Jones) #1
Jetzt denkt er das.

Um Mitternacht noch leistete sein innerer Zensor ganze Arbeit. Pete erschien
mit flackernder Lichtleiste vor dem Pförtnerhaus, und als sie Rodriguez zum
Streifenwagen brachten, quetschte sich der große Mann auf die Rückbank
und sagte: »Undersheriff, Sie handeln in jeder Beziehung widerrechtlich. Ich
hoffe, das ist Ihnen klar.«
Luther schwieg. Er fühlte sich benommen, als habe ihm jemand ein
Narkotikum gespritzt. Die Müdigkeit eines ganzen Lebens breitete sich
plötzlich in ihm aus.
»Aber ich kooperiere«, fuhr der Sicherheitschef im Plauderton fort.
»Vermerken Sie das bitte in Ihrem Bericht.«
»Sie kooperieren nicht, Sie sind verhaftet.«
»Ich achte die Autorität des Sterns, jedenfalls mehr als Sie die meine.«
»Sie haben Pilar Guzmán auf dem Gewissen«, rutschte es Luther heraus.
»Auf dem Gewissen?« Rodriguez lachte fassungslos. »Meine Güte,
Undersheriff! Welches Vokabular würden Sie denn erst bemühen, wenn ich
sie wirklich auf dem Gewissen hätte? Pilar war weniger versehrt als ich, als
sie sich vom Acker machte – dank Ihres heldenhaften Eingreifens übrigens
im Besitz von Daten, die in den falschen Hände immensen Schaden anrichten
können«, und Luther dachte: Wenn das wirklich Pilar Guzmán war – wer
liegt dann auf Marianne Hatherleys Obduktionstisch?
Niemand, wie er nun weiß.
Pilar Guzmán lag und liegt da nicht.
Im Pförtnerhaus kauerte ein einzelner Diensthabender namens Liev –
Luther erinnerte sich, dass der Wachmann, der im Salon mit dem Schädel
gegen den Tisch geknallt und mittlerweile wieder bei Bewusstsein war, Liev
in einem Atemzug mit Rodriguez erwähnt hatte. Liev also war der Zerberus
der Farm, Pilar ihrerseits autorisiert, diese nach Belieben zu betreten und
wieder zu verlassen. Auf ihrer Flucht hatte sie die Scans an der Schranke

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