schmetterling

(Martin Jones) #1

»Der Typ bleibt hier?«, wunderte sich Don.
»Ja. Ausnahmsweise.«
»Okay, wenn du’s sagst. Nur, ich bin nicht drauf eingerichtet, einen
Gefangenen – ich meine, ich kann mich nicht vorschriftsmäßig um ihn
kümmern, wenn dauernd das Telefon –«
»Mach dir keine Sorgen. Ich leiste euch Gesellschaft.«
»Hm.« Don zögerte. »Hattest du nicht bis morgen Urlaub?«
»Soll heißen?«
»Vergiss es. Entschuldige.«
»Nichts zu entschuldigen.« Luther schlug ihm auf die Schulter.
»Manchmal laufen die Dinge eben anders als gedacht.« Und solange der
Vorrat an derlei Allgemeinplätzen reichte, würden sie vielleicht noch eine
Weile weiter zu Luthers Gunsten laufen. So lange, bis er Klarheit erlangt
hatte. Rodriguez nannte ihm Namen und Nummer einer Anwältin in San
Francisco, die für Cole & Rosenfield arbeitete. Ein wuchtiges Kaliber, dessen
Durchschlagskraft vornehmlich großen Unternehmen zugutekam. Luther
rückversicherte sich telefonisch, dass die Frau tatsächlich besagte Anwältin
war – der Geräuschkulisse nach befand sie sich auf einer Party –, reichte den
Hörer an Rodriguez weiter und verließ den Zellentrakt. Gespräche zwischen
Anwälten und Mandanten fielen unter die Vertraulichkeitsklausel.
Rodriguez brauchte keine fünf Minuten.
»Zwei Schuss haben Sie noch«, sagte Luther. »Auf County-Kosten.«
»Die Sie mitschneiden.«
»Wie kommen Sie denn darauf? Als interessierte uns, wenn Inhaftierte mit
anderem Abschaum Pläne schmieden.«
»Danke, verzichte.«
»Nehmen Sie Ihre Rechte wahr, Jaron! Wenn Sie nichts zu verbergen
haben, braucht Sie der Mitschnitt nicht zu kümmern.«
Rodriguez hockte sich auf die Kante seiner Pritsche. »Sagen Sie mal, was
bringt Sie eigentlich so gegen mich auf?«

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