schmetterling

(Martin Jones) #1

»Persönlich? Nichts.«
»Sie behandeln mich wie einen Schwerverbrecher.«
»Sie haben eine Frau angegriffen.«
»So wie Sie mit mir reden und umspringen, könnte man eher meinen, ich
hätte Ihnen eine reingehauen.«
Hast du ja auch, dachte Luther, verkniff sich aber eine entsprechende
Bemerkung. Genaugenommen war er sich dessen nicht mal so sicher. Nichts
schien mehr sicher. »Was ist jetzt? Wollen Sie nun telefonieren oder nicht?«
»Ich denke, ich lege mich aufs Ohr.« Rodriguez lächelte entschuldigend.
»Ich muss morgen früh raus.«
»Darauf können Sie wetten.«
»Mit Betonung auf raus, Undersheriff.«
Luther grinste schief, schloss Rodriguez ein und ging an der
Telefonzentrale vorbei in sein Büro. Dort setzte er sich vor den Computer
und checkte die Tagesprotokolle.
Es hatte nie eine Tote im Hang gegeben.
Er ließ das System Pilar Guzmáns Daten zusammenstellen, erhielt eine
Adresse in Palo Alto, einen Festnetzanschluss und eine Handynummer. Jedes
Mal hörte er ihren angeschmirgelten Alt.
»Ich ruf zurück. Was gibt’s?«
»Miss Guzmán, hallo. Hier ist Undersheriff Luther Opoku, Sierra County
Sheriffbüro.« Kurz wusste er nicht weiter. Was sollte er sagen? Sie müssten
tot sein? Warum sind Sie’s nicht? »Ich habe Ihnen Jaron Rodriguez vom Hals
gehalten, als er auf Sie losging. Vorhin auf der Farm. Sind Sie okay? Bitte
melden Sie sich.«
Gab ihr seine Nummer und starrte vor sich hin.
Angst befiel ihn, nach Hause zu gehen und sein Hirn in der dortigen
Einsamkeit mit noch mehr zielverfehlenden Gedanken zu martern. Ob
Rodriguez wirklich wusste, was ihm zugestoßen war, schien zweifelhaft, der
gute Jaron pflegte eine große Klappe, doch konnte es die Mühe lohnen, ihn

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