schmetterling

(Martin Jones) #1

»Doch, mache ich«, erklärt sie würdevoll. »Außer dir trinkt ja hier keiner
welche.«
Carl wartet, bis sie aus dem Raum geschlüpft ist. Draußen sieht man
Tucker die Wache betreten. Eine Weile hört man nichts als das Ticken der
wurmzerfressenen Schreibtischuhr.
»Darf ich offen sein?« Der alte Mann stochert in seinem Ohr. »Deine
Geschichte hat Löcher. Sie hat mehr Löcher als ein beschissener
Termitenhügel.«
»Es war die Kurzversion.«
»Dann graut es mir schon vor der langen.«
»Vertrau mir, Carl. Bitte.« Er weiß, das Kartenhaus wird bald in sich
zusammenfallen. Und wenn schon. Wenn es nur lange genug standhält, bis er
herausgefunden hat, was mit ihm geschehen ist. Es muss eine rationale
Erklärung geben.
»Du bist also in deinem Privatwagen da rauf. Ganz spontan.«
»Ja.«
Carl lässt den Blick auf ihm ruhen. »Noch halb im Urlaub.«
»Kann man so sagen.«
»Warum hattest du dann die volle Dienstmontur am Leib?«
Luther schweigt. Dieses Detail hat er nicht bedacht. Kurz ist ihm danach,
sein Lügengebäude in Grund und Boden zu stampfen und Carl die Wahrheit
zu sagen, aber was ist die Wahrheit? Widerwillig muss er sich eingestehen,
dass Rodriguez auf seine hohntriefende Weise recht behält: Solange sich kein
noch Verrückterer findet, der seine Wahrheit glaubt, wird man ihn für irre
halten.
»Weil –«, beginnt er.
»Meinetwegen.« Carl stemmt sich unter Mühen hoch. »Bin froh, dass wir
das klären konnten. Die Rechtsverdreherin dürfte jeden Moment hier sein.
Kommt mit dem Heli, verdammte Snobs, allesamt. Ich leg mich wieder aufs
Ohr.« Er schlurft an Luther vorbei und senkt die Stimme. »Wenn du so weit

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