schmetterling

(Martin Jones) #1

im Traum geliefert, und geträumte Erklärungen sind keine, außerdem fühlt
sich alles hier sehr real an.
Amnesie vielleicht?
Sackgasse. Amnesie würde fehlende Erinnerungen erklären, aber er hat ja
Erinnerungen. Nur passen sie nicht zu –
»Hallo? He! Wie war dein Urlaub?«
»Super«, sagt er mechanisch. Sein Blick prallt gegen Tuckers Rücken, der
gerade den Raum verlässt, und bleibt im Türrahmen hängen. Ruth
verschränkt die Arme. »Gutes Wetter?«
»Mhm. Die meiste Zeit.«
»Also hast du dich erholt?«
»Klar.« Sein Finger irrt über die Gebäckstücke. »Willst du? Das ist sehr
lecker. – Sehr lecker, Kimmy!«, sagt er laut, und die Gelobte steckt den Kopf
aus der Zentrale, vor Freude erglühend. Bevor sie sich in den Einzelheiten der
Rezeptur verlieren kann, ruft das Türsignal sie zurück. Jemand hat die
Sheriffwache betreten und steuert auf ihren Anmeldetresen zu. Ruth hakt die
Daumen in die Koppel.
»Was tust du eigentlich hier?«, fragt Luther, um ihren weiteren Fragen
zuvorzukommen.
»Meinen Bericht schreiben. Gestern Abend, Labor Day, du weißt schon.
Bin bis Mitternacht Streife gefahren, danach war ich zu müde. Jetzt erzähl,
wo wart ihr überall?«
Sein Gefühl der Hilflosigkeit erreicht einen neuen Höhepunkt. Als
balanciere er im Dunkeln zwischen aufgespannten Mausefallen. Wo war er?
Auf der Farm dürfte er seine Ferien kaum verbracht haben. Oder vielleicht
doch? Wurde er dort eingeschleust und hat aus irgendwelchen Gründen, die
mit dem runden Raum und der Brücke zu tun haben, keine Erinnerung mehr
daran? Dass er eine alternative Vergangenheit durchlebt, hat er begriffen,
doch wie weit reichen die Abweichungen? Er wollte in Urlaub fahren,
stimmt. Ein letztes Mal durchatmen, bevor sie ihm Carls Stern an die Brust

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