schmetterling

(Martin Jones) #1

heften, hat den Plan jedoch fallen lassen. Wohin wäre er wohl gefahren? An
oberster Stelle seiner Wunschliste stand eine Kraxeltour im Yosemite
National Park, zusammen mit Chester, einem Ex-Kollegen aus Sacramento.
»Tja, es lag noch ziemlich viel Schnee«, sagt er aufs Geratewohl. »Die
meiste Zeit haben wir uns in den Klettergärten rumgetrieben, Church Bowl
und Swan Slabs, aber da drängten sich natürlich alle, also sind wir am
zweiten Tag auf die Five Open Books ausgewichen.«
»Oh. Das klingt super.«
»Die Vernon und Nevada Falls führten ordentlich Wasser. Kannst dir ja
vorstellen, wie es da taut. Ja, es war super.«
Ruths blaue Augen erforschen etwas hinter seiner Stirn Liegendes. Selbst
ihre Sommersprossen scheinen ihn anzustarren.
»Alle okay?«, fragt er.
»Ja, ja! Ich hab nur schon Mordgeständnisse gehört, die von größerer
Euphorie getragen waren. Aber wenn es schön für dich war – ich bin dann
mal unten.« Sie geht zur Tür. »Sag mal, was war das eigentlich für eine
Sache in der Forschungsanlage gestern Nacht? Carl sagt, du hattest einen
Einsatz.«
Wegen Pilar Guzmán, will es ihm rausrutschen, weißt du doch. Kriegt in
letzter Sekunde die Kurve. Bevor er die elende Lügengeschichte ein weiteres
Mal erzählen muss, befreit ihn die Vorsehung in Gestalt einer anorektisch
aussehenden jungen Frau im Business-Kostüm, die den Raum betritt und sich
umschaut, als könne sie nicht glauben, dass es auf Erden Plätze wie diesen
gibt.
»Sheriff Mara?«, fragt sie niemand Bestimmten.
»Der Sheriff ist nicht hier«, sagt Luther. »Wie kann ich helfen?«
Ihr Kopf auf dem dünnen Vogelhals schwingt in seine Richtung, der Blick
fängt sich an seinem Namensschild. »Undersheriff Opoku! Immer wieder
interessant, Menschen zu treffen, die sehenden Auges gegen die Wand
fahren.« Mit dem Schwung einer Florettfechterin zückt sie eine Visitenkarte

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