schmetterling

(Martin Jones) #1

schmeckt, der immer noch die Höhen des Yuba-Passes überzieht. Er benimmt
sich, als komme er geradewegs aus der Naherholung. Am anderen Flussufer
lugt die Nase des Helikopters hinter dem rostroten Holzgebäude des Two
Rivers Café hervor, träge schwingen die Rotoren. Um diese Jahreszeit ist der
Vorplatz des Cafés leer bis auf einige wenige am Rand geparkte Fahrzeuge,
dennoch ist es üblich, Hubschrauber auf der Smokey Lane hinter dem
Gerichtsgebäude zu landen. So wie sich die Maschine dort drüben
breitmacht, hat es etwas von Bemächtigung.
»Ich liebe diese Tageszeit«, sagt Rodriguez. »Ein wunderschöner Morgen,
finden Sie nicht auch, Undersheriff?«
»Das könnte sich schnell ändern.«
»Warum so verbissen?«
»Gehen Sie mir aus den Augen, Jaron. Wenn ich Sie dabei erwische, dass
Sie auch nur eine Laus zertreten, verspreche ich Ihnen das gleiche
Schicksal.«
»Sie drohen meinem Mandanten«, konstatiert Louise Tillerman.
»Nein, alles okay. Bitte!« Rodriguez betastet den frischen Schorf seiner
Kratzwunden. Hat Luther erwartet, dass die Rückendeckung durch die
Anwältin seine Angriffslust stimuliert, sieht er sich getäuscht. Der Hüne
dampft Brutalität und Selbstgefälligkeit aus wie ein Zuchtstier, legt dabei
aber eine umso provokantere Freundlichkeit an den Tag. »Tut mir leid, wenn
wir Meinungsverschiedenheiten hatten, Undersheriff. Ich verstehe, dass Sie
so handeln mussten. Sie suchen Antworten. Manchmal müssen wir damit
leben, keine zu bekommen.« Er lächelt. »Und das kann einen schon irre
machen, nicht wahr?« Ein sadistisches Funkeln tritt in seine Augen. »Es
treibt einen schier in den Wahnsinn.«
Noch ein Wort, denkt Luther.
»Was sind Sie eigentlich für ein Vogel?«, sagt Ruth, die mit nach draußen
gekommen ist. »Ein verdammter Wanderprediger?«
»Reden Sie bloß nicht mit denen«, sagt Louise Tillerman.

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