schmetterling

(Martin Jones) #1

Vorschlag nicht auf die Reihe gekriegt, aber als sie tatsächlich zurück nach
Loyalton zogen und Darlene das Valley Café eröffnete, hörte er sie Gott
dafür danken und war mächtig sauer.
Zugleich durchschaute er das Konstrukt, an das sie sich klammerte. Er
spürte ihre Traurigkeit und wusste, es war an ihm, die Trauer auszutrocknen.
Das Café florierte, wer aber war verantwortlich für das Glück seiner Mutter?
Er. Irgendwie musste es gelingen, sie glücklich zu machen, so wie in den
Filmen, wo frühreife Kinder ihre schönen, intelligenten, aus unerfindlichen
Gründen einsamen Single-Eltern mit anderen schönen, intelligenten, aus
unerfindlichen Gründen einsamen Singles verkuppelten.
»Du bist meine einzige Stütze«, sagte sie, und er tat, was er konnte. Half
im Café, lernte backen, bediente die Touristen, büffelte, brachte nicht die
besten, aber abwechslungsreichsten Noten nach Hause, trug den Sierra
Booster und den Mountain Messenger aus, war hilfsbereit und höflich zu
jedermann und suchte in den Augen der Männer, wann immer er über seine
Mutter sprach, aufmerksam nach jenem Funkeln, das Kuppeleien
voranzugehen hat. Am Ende funkte es ohne sein Zutun. Ein Deputy aus
Plumas, Kaffee in Loyalton, viele Kaffees in Loyalton. Nathan Levine, für
Luthers Geschmack zu behaart – aber damit musste Darlene
zurechtkommen –, entfachte in ihm die Begeisterung für den Beruf des
Gesetzeshüters. Luther konnte sich nicht sattsehen an Nathans Uniform.
Nicht satthören, wenn Nathan vom Tag erzählte. Pflichterfüllung – kannte er
das nicht? War er nicht hinlänglich darin geübt, Verantwortung zu
übernehmen? Helfen. Immer und überall, darum ging es. Du verdienst nicht
viel in dem Job, sagte Nathan, auch wenn du Karriere machst, und tausend
Gründe sprechen dagegen, ihn überhaupt zu ergreifen.
Aber du könntest jemandes Leben retten.
Du kannst etwas bewirken.
Ich muss etwas bewirken, dachte Luther.

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