schmetterling

So sehr er seine Kindheit in Sierra genoss, schien sie ihm nur geliehen
gegen das Versprechen, jedermanns Stütze zu sein. Nie würde, was er
leistete, genügen. Am Ende dankte jemand mythischen Wesen, und doch war
es das wert. So empfand er, als er an der California State University seinen
Bachelor und Master in Strafrecht und Strafvollzug machte, als Trainee im
Sacramento Sheriff Department Erfahrung sammelte, Deputy, Sergeant und
Leiter des Streifendienstes, schließlich Ermittler wurde und am Rande eines
Mordprozesses die Assistentin der Staatsanwaltschaft kennenlernte, deren
quellklarer Blick ihn ebenso faszinierte wie ihre profunden juristischen
Kenntnisse. Jodie Kruger hatte deutsche Wurzeln, ein deutsches Gesicht, wie
sie betonte, das Zeug zur großen Karriere und den geheimen Wunsch, keine
zu machen. Als sie schwanger wurde, heirateten sie. Wenig später wechselte
Luther zur Drogenfahndung und damit zur Verfolgung jener Sorte
Abschaum, der in festungsartig bewachten Haciendas unvorstellbaren
Reichtum genoss und dafür Millionen Leben zerstörte. Unter allen
ausgelagerten Inkubationsstätten des mexikanischen Drogenterrors stach
Kalifornien in besonderer Weise heraus, Drehscheibe des Verbrechens, wo
neben süchtig machenden Substanzen Waffen und Menschen in großem Stil
geschmuggelt wurden. Zwei Drittel der Methamphetamine, die Amerika
einwarf, wurden auf hiesigem Boden verschoben, nie riss der Nachschub von
Kokain und Heroin ab, das von Tijuana über San Diego in die USA gelangte.
Während die Kartelle alle staatlichen Institutionen ihrer Heimat bis in die
Spitzen durchwirkt hatten, fiel es ihnen jenseits der Grenze weniger leicht,
Korruption zu säen. Entsprechend hart wurde der Kampf geführt, zumal
Kalifornien dank seiner riesigen Naturflächen ein begehrtes Anbaugebiet
war. Luther gelobte, dem Machtstreben der Cartelitos keinen Fußbreit
nachzugeben, versprach ihnen die Hölle auf Erden und erklärte sich selbst
zum obersten Teufel darin, und als solchen begannen ihn seine Feinde zu
fürchten.
Jodie begann sich vor der Nachricht zu fürchten.