schmetterling

(Martin Jones) #1

Luther ließ ein Drogenlabor nach dem anderen hochgehen, baute die
Kooperation mit mexikanischen Ermittlern aus, forderte einhundert Prozent
Loyalität und stand wie eine Brandmauer vor und hinter seinen Leuten. Nie
brachen seine Methoden direkt das Gesetz, allerdings dehnten sie es auf eine
Weise, die nur dulden konnte, wer im entscheidenden Moment woandershin
blickte.
Jodie alpträumte von Männern mit betretenen Gesichtern, die sie zur
Witwe erklärten.
Politisches Credo war, der Kampf gegen die Drogen sei noch nicht restlos
verloren.
Jodie gab ihn verloren.
Den Kampf um ihre Ehe.
Im Krankenhaus fragte sich Luther, wann genau die Stimmung gekippt
war. Etwa um die Zeit, als ihm der Generalbundesanwalt den Orden für
besondere Verdienste an die Uniform heftete? Er vermochte es nicht zu
sagen. Nie hatte er etwas anderes für seine Frau und seine Tochter
empfunden als Liebe und die tiefsitzende Verpflichtung, alles Böse der Welt
von ihnen fernzuhalten, aber offenbar waren ihm dabei Fehler unterlaufen,
denn Jodies Feuer schien bis auf die Asche niedergebrannt zu sein.
»Ich weiß, was du denkst«, sagte sie eines Nachmittags, als sie in der
Krankenhaus-Cafeteria vor Getränken saßen, die sie nicht anrührten. Keine
Kälte lag mehr in ihrer Stimme, keine Wut, nicht mal der Unterton der
Schuldzuweisung. Sie sprach mit einer Sachlichkeit, die Luther weniger
ertrug, als hätte sie ihn angeschrien. »Du fragst dich, ob dich ein
mittelmäßiger Drehbuchautor in einen Polizeifilm geschrieben hat. Die Sorte
Film, in der Bullenehen an den immer gleichen Problemen zerbrechen. Du
verstehst nicht, warum du Teil eines Klischees geworden bist, aber Fakt ist,
das Leben ist die Summe aller Klischees. Dazu gehört, dass ich dich verlasse,
weil jeder Drogendealer mehr deiner Zeit abbekommt als deine Familie und
wir nicht länger in Angst um dich leben wollen. Dazu gehört, dass du ein

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