schmetterling

(Martin Jones) #1

einsamer Wolf werden wirst, der nichts hat als seinen Job. Das ist nicht
originell, Luther. Genau genommen ist es erbärmlich.« Ihre Mundwinkel
zuckten. »Vielleicht liegt darin unsere größte Niederlage: dass wir an
Klischees scheitern.«
»Es wird besser werden«, beteuerte er. »Ich verspreche es.«
»Was wird besser werden? Das Drehbuch?«
»Ich kann mich bessern.«
»Ach, Luther. Hörst du dich reden? Du denkst tatsächlich, es geht nur um
dich?« Jodie schüttelte den Kopf. »Wir sind beide zu Figuren in einer
Seifenoper geworden, verstehst du das nicht? Ich bin doch nicht unschuldig!
Ich habe studiert, mit Bestnoten und Auszeichnung, mir standen alle Türen
offen. Und? Ich habe den erstbesten Hormonschub zum Anlass genommen,
um alle großartigen Pläne über den Haufen zu werfen. Wie viele Frauen
verarschen sich selbst und ihre Umwelt damit, auf die Uni zu gehen, über
Chancengleichheit zu schwadronieren, sich den Karrierestart finanzieren zu
lassen, um dann mit Kusshand in die Rolle zu schlüpfen, die Männer ihnen
zugedacht haben? Wir sind die Idioten in dem Spiel! Ihr habt vielleicht die
Scheißregeln erschaffen, aber wir hätten sie abschaffen können, wenn wir
wirklich gewollt hätten. Stattdessen hocke ich zu Hause mit einer Tochter,
putze, koche, warte auf meinen Mann und wollte es so haben. Du und deine
flotten kleinen Samenpakete, ihr wart die perfekte Entschuldigung, mich
nicht weiter anstrengen zu müssen –«
»Das ist ungerecht«, sagte er bitter. »Ungerecht gegenüber Tamy. Das ist –
verächtlich.«
»Ja, wir hatten eine wunderbare Zeit, wir haben ein wunderbares Kind,
wunderbar!« In ihre Augen traten Tränen. Wie Zwiebelschalen pellten sich
die Emotionen. »Warum fühlt es sich dann nicht wunderbar an? Ist es nicht
eher verächtlich, wie wir miteinander umgegangen sind? Uns weiterhin
aneinanderzuketten, wenn unsere Entwürfe doch so offenkundig nicht in
Übereinstimmung zu bringen sind? Du lebst dein Leben, Luther. So, wie du

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