schmetterling

(Martin Jones) #1

Drogendezernat, ich verzichte auf den Job bei der Staatsanwaltschaft. Wir
ziehen nach Sierra, und vielleicht wirst du ja eines Tages Sheriff – in einer
ruhigen, Harmonie fördernden Gegend, wo unsere Tochter ohne Angst
aufwachsen kann.
Luther schlief eine Nacht darüber – und willigte ein.


Er kannte Carl Mara, war vertraut mit den Eigenheiten und Bedürfnissen der
Landbevölkerung, und viele Menschen in Sierra kannten ihn. Das kam ihm
zugute, nachdem sie das leer stehende Haus in der Pearl Street gekauft hatten.
Carls Beispiel folgend, schuf er ein Klima der Vertrautheit. Ständig schauten
Leute vorbei, einfach um Hallo zu sagen und ihm zu versichern, wie sehr
seine ›Heimkehr‹ sie freue. Seit den Neunzigern litt das Sheriff Department
unter Einsparungen – Luther knöpfte sich die Finanzen vor und erstritt höhere
staatliche Zuwendungen. Er legte einen Fond an, um das Sportangebot für
Jugendliche zu verbessern, wurde Coach des Mädchen-Basketball-Teams in
Loyalton und führte in seiner Freizeit Kinder zu den Ruinen alter
Goldgräbersiedlungen und zu geheimen Plätzen, wo man, wenn einem aus
dem feuchten Grund der Wälder noch die Nacht entgegengähnte, Wildkatzen
und Rotwild beobachten konnte.
Das Problem war, Drogen machten süchtig.
Indirekt hingen auch Ermittler an der Nadel. Wer Jahre seines Lebens
gegen Kartelle und deren Handlanger gekämpft hatte, verfiel einem abhängig
machenden Mix aus Adrenalin, Frust und immer neuer, endorphingespeister
Hoffnung, den Krieg doch noch irgendwie gewinnen zu können. Die Junkies,
ihre zu Lebzeiten toten Augen und zerstörten Gesichter, wurde man nicht los,
und auch die Cartelitos ließen nicht von Luther ab. Hatte Jodie auf eine Art
kalten Entzug gehofft, sah sie sich getäuscht. Im von illegalem Marihuana-
Anbau heimgesuchten Sierra schätzten sie sich überglücklich, jemanden wie
Luther in ihren Reihen zu wissen, und der stürzte sich auf jedes Delikt. Die
berühmte, von Hundegekläff gestörte Ruhe, um deren Wiederherstellung man

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