schmetterling

(Martin Jones) #1

Ist es nicht, registriert er beiläufig. Es ist ein größeres Modell, gleiche
Funktionsweise. Er geht in die offene Küche, öffnet die Schublade mit den
Kapseln und findet sie dort vor, wo sie hingehören. Ein paar mehr von der
koffeinreichen Sorte, als er in Erinnerung hat. Jodie trinkt ihren Kaffee stark.
»Ristretto?«
»Was immer du sagst, Mr. Clooney.«
»Du magst doch Ristretto?«
»Ja, und ich mag Meg Danes, da hast du verdammt recht, und traue mich
nicht, es ihr zu gestehen. Ich bin dieselbe blöde, alte Ruth, die du kennst.«
Nacheinander legt er zwei Kapseln in die Maschine ein, drückt die Lungo-
Taste und lauscht dem übellaunigen Brummen, während der Kaffee in die
Tassen läuft und sich mit goldbrauner Crema überzieht. Wenigstens klingt
die Maschine wie gewohnt. Wortlos stellt er eine der Tassen vor Ruth hin
und lässt sich mit der anderen auf der Sofakante nieder, als bestünde Gefahr,
das Möbel könne ihn abwerfen. Ruth kippt die heiße Flüssigkeit runter und
leckt sich die Lippen. »So, jetzt hör mal zu. Angenommen, deine Geschichte
würde stimmen. Dann müsstest du woanders gewesen sein, um sie zu
erleben. Sieben Jahre lang woanders! Und das würde noch nicht erklären, wie
du sie überhaupt erleben konntest, aber schnuppe. Der springende Punkt ist,
du warst nicht woanders. Du warst hier! Du warst praktisch ständig an meiner
Seite oder ich an deiner, wie man’s nimmt, also, hierarchisch gesehen ich an
deiner, scheiß drauf. Ich kenne dich jetzt seit fünf Jahren, und in der Zeit
habe ich dich öfter gesehen als die meisten anderen Menschen. Soweit klar?«
Sein Mund ist trocken, trotz des Kaffees. Wenn er jetzt anfängt, Fragen
nach Jodies Verfassung zu stellen, akzeptiert er Ruths Wirklichkeit. Dann
wird ihm sein altes Leben endgültig entgleiten. Was gleichbedeutend damit
wäre, dass sein Verstand entgleitet.
»Wo lebt sie?«, fragt er dennoch.
»Jodie? Beide leben in Sacramento.«
»Tamy auch?«

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