schmetterling

(Martin Jones) #1

Ein G 65 AMG.
Er lässt die Tür aufschwingen und steigt aus. Wenige Meter vor der
Kühlerhaube des Streifenwagens kommt der Wagen zur Ruhe. Auf die kurze
Distanz ist nun doch ein leises Brummen zu hören, wie von einer sehr großen
Katze. Eine Frau springt nach draußen, dunkel wie Mahagoni, schlank an der
Grenze zur Anorexie, mit den Gesichtszügen einer äthiopischen Königin und
dem Ausdruck huldvollen Spotts auf den Lippen. Wie schon gestern trägt sie
die Uniform der Nordvisk-Security, und in den braunen Augen über der
perfekten Symmetrie der Wangenknochen liegt das gleiche lockende
Versprechen. »Schön, Sie wiederzusehen, Undersheriff Opoku.« Ihre
Stimme, dunkel und weich, bettet sich ins Schnurren des Motors. »Wir sehen
uns doch wieder, oder?«
»Suchen Sie etwa nach mir?«
»Nein. Ich habe Sie ja gefunden. Es stimmt doch? Sie erkennen mich?«
Die Frau, mit der er gern gesprochen hätte.
Und plötzlich wird ihm klar, dass sie ebenso wie er der alten Wirklichkeit
entstammt. Er ist nicht der Einzige, der herübergelangt ist! Welchem
Umstand immer sich ihr Hiersein verdankt, sie wird bezeugen können, dass
jedes seiner Worte wahr ist. Sie ist seine Verbindung!
»Wer sind Sie?«, fragt er. »Was machen Sie hier?«
Ihr Lächeln verbreitert sich. »Meinen Job.«
»Und was wollen Sie von mir?«
»Klarheit.«
Da muss er lachen. »Sie wollen Klarheit?« Erneut meldet sich sein Handy.
Ruth, verrät der Blick aufs Display. Privat, andernfalls würde sie ihn über
Funk rufen. Zurzeit ist sie die Einzige, der er vertraut. Alles, was Ruth ihm
mitzuteilen hat, ist wichtig.
»Hör zu, du musst unbedingt was wissen!« Ihre Stimme aus dem
fahrenden Wagen. »Du hattest gestern Nacht Besuch. Eine Schwarze. Sie war
in deinem Haus, keine Ahnung, was die da getrieben hat, aber ich bin sicher,

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