schmetterling

(Martin Jones) #1

die ihrem Partner nach vollzogenem Liebesakt den Kopf abbeißen wird,
gekoppelte Libellen. Die absonderlichsten Bilder fluten seinen Cortex.
Jemand scheint zu ihm zu sprechen, über einen Graben aus Jahrzehnten
dringt die Stimme an sein Ohr. Darlene, die ihrem Schöpfer dankt, für was
auch immer. Farbige Ringe blähen sich, werden zu dunklen, lockenden
Augen. Jetzt erkennt er das Versprechen darin. Eine fast wohltuende
Resignation ergreift von ihm Besitz, schwere samtene Vorhänge schwingen
auseinander, schattendurchzogene Fluchten laden ein, sich von allen Bürden
seines Daseins zu befreien. Gib auf, sagen die Augen. Lass dich belohnen, zu
viele unglückliche Jahre, geh den Weg des Vergessens, warum kämpfen?
Nichts hat alles Kämpfen gebracht, nie wirst du bekommen, was du ersehnst.
Gib auf. Immerwährender Friede. In Loyalton steht ein Café leer, lass uns
nach Loyalton ziehen. Tamy wiegt zwei Komma vier Kilo. Ist das zu wenig?
Ich werde nicht da sein. Du willst Koffer packen? Ich werde nicht da sein!
Jodie an meiner Bettkante, in meinen Träumen. Jenseits. Alles kann so
einfach sein. Tamy. Aber Tamy ist real. Kein Jenseits. Humbug. Betrug, kein
Friede. Nur Sekunden noch. Das Versprechen ist der Tod. Betrug! Betrug!
Ein stetes Störsignal, eine Notreserve klaren Verstandes. Befrei dich, bevor
die Unterversorgung deines Hirns mit Sauerstoff irreparable Wirkung zeigt,
jetzt nicht wegdriften! Ein Meter neunzig, da sollte doch wohl irgendwas zu
mobilisieren sein, pack ihre Fußgelenke, umschließe sie mit deinen Fingern
und drück zu, drück zu –
Sie hält dagegen. Ihre Kraft ist mythisch, eine Hydra. Doch Luthers
Muskeln schwellen an, getränkt von Willen und Adrenalin, er zwingt ihre
Beine auseinander, bringt sich mit einem Sprung außerhalb ihrer Reichweite.
Ihre Füße berühren den Grund. Ein Sekundenbruchteil nur des Touchdowns,
ausreichend, um einen machtvollen Impuls durch ihren Körper zu jagen. Wie
eine Feder schnellt sie in den Handstand, in den Überschlag, landet mit der
graziösen Leichtigkeit einer Olympionikin. Noch während er, in bunt
wirbelnde Lichter starrend, nach seiner Waffe sucht, hebt sie ihre vom Boden

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