schmetterling

(Martin Jones) #1

auf, so beiläufig und ruhig, als stünde ihr alle Zeit der Welt zur Verfügung.
Keinerlei Option auf einen weiteren Frontalangriff. Mit einem Satz ist er
hinter dem Streifenwagen, hört das Auftreffen ihrer Sohlen im Geröll, als sie
losläuft, dann Stille – plötzlich, widersinnig, als habe eine höhere Instanz sie
aus dem Geschehen genommen.
Luther wartet. Lauscht dem Hämmern seines Herzens, dem Getuschel der
Sträucher im Wind. Hinein in die Stille dringt der heisere, abfallende Schrei
eines Rotschwanzbussards.
Der Ruf des Jägers –
Ein Knall, als werde eine Kanone auf einen Gong abgefeuert. Die
Mahagonifrau ist auf dem Dach seines Wagens gelandet. Deckung?
Lachhaft! Seine Deckung ist den Dreck nicht wert, in dem er sitzt, von da
oben gibt er ein prächtiges Ziel ab. Wehrlos wie an jenem Tag in der
Flammenhölle, als ihm schon einmal die Waffe abhandengekommen ist, kein
zweites Mal dürfte ihm das passieren. Ist es aber gerade. Dort zwischen
Bruchstein und Gestrüpp liegt die Glock, in unerreichbarer Nähe. Bevor er
nur die Finger um den Griff schließen könnte, hätte sie ihn erledigt. Ihm
bleibt nicht mal die Zeit, in den Wagen zu gelangen, wo zwischen den Sitzen
das Sturmgewehr arretiert ist, mit dem Lauf nach oben –
Falsch. Du bist nicht wehrlos. Du hast dein Bowie-Messer.
Dran denken und es rausziehen ist eines. Als sie über ihm auftaucht, zuckt
sein zurückgebogener Arm schon wieder nach vorn. Die Klinge löst sich aus
seinen Fingern und surrt ihr entgegen, er reißt die Wagentür auf, wirft sich
ins Innere. Bekommt das Gewehr zu fassen und löst es aus seiner
Verankerung, entsichert es, schickt einen Feuerstoß ins Dach. Gleich noch
einen. Und noch einen. Gibt sich keinen Illusionen darüber hin, das Messer
habe sie erwischt, dafür ist sie zu schnell, zu geistesgegenwärtig, aber das
hier dürfte ihr zusetzen. Quer über die Sitze gestreckt, die Waffe
umklammert, harrt er einer Reaktion, erwartet, ihren Körper oben

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