schmetterling

(Martin Jones) #1

feuert wild in die Landschaft, dorthin, wo er sie vermutet, verschanzt hinter
einer der Zedern.
Bestell Mami liebe Grüße. Sie weiß ja, wo sie mich findet.
Das hat sie verstanden, keine Frage. Ihr ist klar, die Zeit wird knapp. Sie
rinnt ihr davon, er muss welche herausschlagen.
»He!«, schreit er, an den Reifen gekauert. »Warum? Warum willst du mich
töten?«
Keine Antwort.
»Du wolltest Klarheit. Und? Hast du jetzt Klarheit?«
»Ich denke schon.« Ihre Stimme weht heran wie ein warmer, dunkler
Wind, beunruhigend nahe. Er überprüft den Stand seiner Munition, verflucht
sich, kein Ersatzmagazin, andererseits, er könnte tot sein.
»Und was ist dir klar geworden?«
Wieder keine Antwort. Luther wirft sich auf den Bauch, späht unter dem
Wagen hindurch und sieht sie über die Ebene laufen, schießt auf ihre Füße,
ohne zu treffen. Im nächsten Moment hat er sie aus dem Blickfeld verloren,
und ein weiterer Geschossregen lässt den Streifenwagen erzittern und
erdröhnen. Der Geruch auslaufenden Benzins sticht in seine Nase. Er hält den
Lauf des Sturmgewehrs in die Richtung, aus der die letzten Feuerstöße
kamen. »Noch mal: Was ist dir klar geworden?«
Dicht hinter ihm sagt sie: »Dass du zu viel quatschst.«
Das heiße Metall der Mündung bohrt sich in seinen Nacken. Das war’s
also. Keine Reaktion fiele schnell genug aus, um sie daran zu hindern, den
Abzug durchzudrücken.
»Wegwerfen. Schön weit weg.«
Er schleudert das Sturmgewehr von sich. Es landet in einer Matte aus
Spaliersträuchern und Wildblumen, wo es seiner Funktion enthoben liegt wie
ein Artefakt menschlicher Selbstauslöschung.
»Nun dreh dich um.«

Free download pdf