schmetterling

(Martin Jones) #1

In einer Staubwolke setzt der Mercedes zurück, passiert sie erneut und
stoppt eine doppelte Wagenlänge vor dem Kühler ihres Streifenwagens. Auf
der sonnenglänzenden Motorhaube flirrt die Luft, hinter der gepanzerten
Scheibe wendet die Fahrerin Ruth ihr Gesicht zu.
Über die Lenkräder starren sie einander an.
Eine Maske, denkt Ruth. Eine afrikanische Ritualmaske, ebenmäßig,
makellos und bar jeder Empathie. Beinahe teilnahmslos, würden die Augen
darin nicht lodern vor Wut und Rachsucht. In der Wegbiegung erscheint
Luther. Die Frau entblößt schneeweiße Zahnreihen, ein rohes Grinsen, das
nichts Gutes verheißt.
Dann drückt sie das Gaspedal durch.
Ruth reißt zum Schutz die Arme hoch. Mit ungeminderter Wucht kracht
der Mercedes in die Fahrerseite des Streifenwagens und schleudert sie wie
eine Puppe über die Mittelkonsole, setzt erneut zurück. Luther feuert von der
Straße, ebenso könnte er mit Platzpatronen schießen. Sich hochstemmend,
sieht Ruth die nächste Attacke nahen. Das Bild des aufgebrachten T-Rex
steht ihr vor Augen, der in Jurassic Park den Jeep mit Sam Neill und Jeff
Goldblum rammt, die aber wenigstens fuhren! Sie hingegen hört den Motor
ihres Fords ersterben, und wieder dröhnt und scheppert es, als die Schwarze
ihr Zerstörungswerk fortsetzt. Der zweite Aufprall fällt noch desaströser aus.
Metall kreischt, berstend geht die Seitenscheibe auf Ruth nieder. Mit
fliegenden Fingern versucht sie, den Motor wieder zu starten. Der Mercedes
rast in ihr Heck und befördert sie in den Graben, wendet endlich und braust
davon.
Luther reißt die Beifahrertür auf. »Alles okay mit dir?«
»Scheiße.« Ruth betastet ihre Rippen. »Was war das denn für ’ne Irre?
Bekannte hast du!«
Er starrt die Eureka Mine Road hoch, auf der die Staubpartikel tanzen.
»Tut mir leid«, sagt er. »Die ist nicht von hier.«

Free download pdf