schmetterling

(Martin Jones) #1

»Ja, meine Mutter hat auch immer dieselben Märchen erzählt.«
Aber was soll Carl machen, außer das Büro entlasten? Er ist krank, wenn
auch nicht so krank, dass er ihnen nicht bei lästigem Papierkram unter die
Arme greifen könnte.
»Carl wird funktionieren«, sagt Ruth. »Wenn du ihn überzeugst, dass ich
dich begleiten muss, weil diese Frau dich bedroht, wird er sich am Riemen
reißen und keine Fehler machen.«
Luther tippt sich an die Schläfe. »Der Riemen ist schon gerissen.«
»Übertreib nicht.«
»Carl ist ein cleverer Hund. Aber er hat nicht mehr die Kontrolle über
seinen Kopf. Und das weißt du.«
»Ein Tag, Luther! Verdammt!«


Er fährt ohne sie.
Zweifellos geht von Grace Hendryx unverminderte Gefahr aus, was immer
ihre Gründe sein mögen, ihm nach dem Leben zu trachten. Falls es überhaupt
ihre Gründe sind. Sie gehört zu Rodriguez. Dem Rodriguez von gestern
Abend, muss man der Präzisierung halber sagen, der sich durch die
Serverhalle hat jagen lassen, um ihn in die Sphäre zu locken. Fast beiläufig
dämmert Luther, was im nächsten Moment schlüssig erstrahlt. Natürlich!
Darum ging es die ganze Zeit. Ihn kaltzustellen. Nordvisks Sicherheitschef,
plötzlich entlarvt, musste einen Weg finden, Luther loszuwerden, bevor der
seine Erkenntnis breittreten konnte. Ein simples Pflaster hatte alles enthüllt.
Rodriguez blieben nur Sekunden. Ein schnell gefasster Plan. Zuschlagen,
fliehen. Wie ein aufs Blut gereizter Hund ist Luther darauf angesprungen,
unter Einsatz entsprechend weniger Neuronen, statt den Mann einfach zur
Fahndung auszuschreiben. Dass van Dyke Zeuge der Demaskierung wurde,
mochte Rodriguez als ein zu bewältigendes Problem ansehen. Am Ende des
Tages vertritt van Dyke die Interessen Nordvisks, nicht das Gesetz. Und das
Gesetz war in die Wüste geschickt worden.

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