schmetterling

(Martin Jones) #1

meiste das Lachen gegraben hat. »Wenn das ein Problem wär, hätt ich kaum
gewinnen können, oder?«
»Pah. Hat dir den Sieg gebracht.«
»Warum nicht dir?« Er hält den Queue wie Moses seinen Stab. Ein Moses
in alten Military-Hosen, Daunenweste überm T-Shirt und Navy-Kappe.
»Revanche?«
»Ich glaub, heut nicht.«
Nie würde D.S. fragen, was in ihrem Kopf vorgeht. Sie stellen die Queues
zurück. Der alte Mann holt ihr ein weiteres Corona, sich ein Anchor Porter
und stellt beides auf einem der Stehtische ab. Ruth setzt sich zu ihm. Eine
Weile sehen sie den Deutschen zu, die das Billardfeld übernommen haben
und ein respektables Spiel hinlegen. D.S. grinst. »Der Größere sagt gerad, der
Tisch steht schief.«
»Du kannst Deutsch?«
»Bisschen. Immer nützlich. Und ’n bisschen Französisch. Spanisch.«
»Italienisch?«
»Solamente per ordinare qualcosa da mangiare e da bere.«
»Chinesisch?«
»Ganbei.« Er brummt vergnüglich. Sein Humor hat ihm nicht geholfen, die
Bilder der Napalmkelche verblassen zu lassen, die unter ihm erblühten, aber
die Ruhe hilft, damit zu leben. Vor drei Jahren war D.S. ein zweites Mal in
Vietnam, privat. Vier Wochen. Um endlich auch die Schönheit des Landes zu
sehen, das er nur als Schlachtfeld kannte, »als die Hölle, in die wir es
verwandelt haben. Und um mich zu entschuldigen.«
Ruth dreht ihre Flasche. »Ich hab einen Fall, den ich nicht lösen kann.«
»Wo ist das Problem?«
»Billardkugeln. Die auseinanderdriften. Zu viele Kugeln in zu viele
verschiedene Richtungen. Ich weiß nicht, welcher ich folgen soll.«
D.S. schaut hoch zum Fernseher, auf dem Fox News laufen. Auch ohne
Ton wird die senderübliche Begeisterung für alles deutlich, was der Präsident

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