schmetterling

(Martin Jones) #1

sagt oder tut. Die geplante Mauer zu Mexiko geht bei Fox bereits durch alle
Köpfe. D.S. wischt den Schaum aus seinem Schnurrbart. »Hat der denn
nichts begriffen? Wer Mauern baut, baut nur sein eigenes Gefängnis. –
Keiner übrigens.«
»Keiner, was?«
»Du fragtest, welcher Kugel du folgen sollst. Keiner.«
»Sondern?«
»Schnapp dir den Kerl, der die weiße in das Feld gedonnert hat.«
Bäng! Ruth überlegt, zückt ihr Handy und schickt eine SMS an Luther.
Ist es okay, wenn ich mich in deinem Haus umschaue?
Seit Jahren besitzt sie einen Schlüssel, für alle Fälle. So wie er einen für
ihre Wohnung hat. Ohne gegenseitigen häuslichen Zugang wäre der Ritus
ihrer Verbundenheit nicht vollzogen, und gerade in ihrem Job kann so was
über Leben und Tod entscheiden. Vielleicht dient es aber auch dazu, sich
nicht allzu einsam zu fühlen.
Sie bekommt keine Antwort. Gut. Keine Antwort ist kein Nein.


Jodie wohnt Ecke Andrew Street und Beardsley Drive, West Sacramento. Ein
schmuckloses Häuschen in einem begrünten Wohngebiet, Erdgeschoss,
Garage, Schuppen. Die kreuzenden, schnurgeraden Straßen versammeln
Reihen um Reihen solcher Flachbauten hinter blühenden Büschen, abgesetzt
durch Rasenflächen. Mittelklassewagen stehen in den Einfahrten. Akazien,
Zypressen und Reihen grauer Mülltonnen säumen die Gehwege. Aus Jodies
Vorgarten reckt sich eine einzelne Washingtonpalme gut und gerne fünfzehn
Meter in den Himmel, weithin sichtbar wie ein Leuchtfeuer. Er kann das
Haus gar nicht verfehlen, und warum sollte er? Jodie erwartet einen Mann,
dem all dies vertraut ist. Er hingegen entwickelt gerade eine Vorstellung
davon, wie es sich anfühlen muss, nach einem Unfall oder Schock sein

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