schmetterling

Stücke wandern ins siedende Curry. Jodie salzt, lässt dich abschmecken. In
jedem Werbespot gingt ihr als das ideale Paar durch. Ihr quetscht euch an den
ausklappbaren Küchentisch, esst, und es ist wie eine Heimkehr. Wen
interessiert, dass ihr geschieden seid? Du bist hier. Sie ist hier. Selbst Grace
Hendryx hat sich vorübergehend auf einen anderen Planeten verkrümelt.
Überrascht stellst du fest, dass erstmals seit dem gestrigen Abend keine Panik
an dir zerrt, kein Schrei in dir hochsteigen will. In der Enge dieser Küche
überkommt dich Ruhe, weitet sich zu grenzenloser Leere, und in der Leere
schwillt etwas an, machtvoll, tief dunkelrot und glühend, die Empfindung
reinen Glücks, die du verloren glaubtest. Du lässt den alten Schmerz los,
siehst ihn wie eine Wolke dort hängen und weißt, er war immer nur die
Wolke, nie du selbst, und wie eine Wolke könnte er davonziehen. Beinahe
bist du so weit zu akzeptieren, dass mit dem Übertritt in diese Wirklichkeit
der Alptraum nicht begonnen, sondern geendet hat, doch etwas warnt dich!
Dieses Eis ist dünn. Dein Glas halbvoll. Mehr wirst du nicht trinken. Die
narkotisierende Übermacht des Moments. Auf jedem Draht balancieren zu
können. Du hast zu lange in der Drogenermittlung gearbeitet, um nicht zu
wissen, wie schnell der Absturz erfolgen kann. Bleib wach. Kontrolliert. Dir
fehlen sieben Jahre. Mach es nicht kaputt.
Du erzählst vom Angriff der Mahagonifrau. Solange du erzählst, gibst du
die Richtung vor. Eine Unbekannte, nie gesehen. Auch Ruth hat ihren Teil
abbekommen. Wer oder was dahintersteckt? Keine Ahnung. Die Angreiferin
arbeitet für ein IT-Unternehmen im Silicon Valley, so viel wisst ihr, darum
der Trip nach Palo Alto.
»Und sie ist immer noch da draußen?«
»Draußen ist ein weiter Begriff.« Alarmierend die Gewissheit, Grace
Hendryx bald schon wieder zu begegnen. »Ich mach mir keine Sorgen.«
Mach du dir keine Sorgen.
»Nein. Du trägst die kugelsichere Weste aus modischen Gründen.«
Du schaust an dir herab. »Nicht sehr vorteilhaft, was?«