schmetterling

(Martin Jones) #1

einspinnt, bis man alles darin zu erkennen glaubt. Aromen von Gischt,
uralten Douglasien und auf Zedernholz gegrillten Steaks. Die salzige Kühle
der Nacht, beim Bier gesponnene Geschichten. Dann kommt dir ein Gedanke.
Herauslocken, was herauszulocken ist.
»Ich hab doch nicht irgendwelche Termine vergessen? Was Wichtiges, das
ich versprochen habe?«
»Tamys Konzert.«
»Mist!«
»Nein, Blödmann, das ist nächste Woche.« Sie lacht. »Du hast gar nichts
vergessen. Aber wenn sie spielt, bist du da, okay?«
Wenn sie spielt? Was spielt sie denn?
Jodie steht auf und räumt das Geschirr in die Maschine. Du hilfst, nah bei
ihr. Sie wendet sich dir zu. Sehr nahe nun. Immer noch trennt euch die Angst,
neu aufzubauen, was kaputtgehen könnte. Ihre Brust hebt und senkt sich, eure
Finger finden zueinander. Jetzt müsste allmählich mal einer was sagen, damit
das noch als Küche sauber machen durchgeht.
»Ist wirklich alles in Ordnung, Luther?«
»Was sollte nicht in Ordnung sein?«
»Ich weiß nicht. Irgendwie kommt es mir vor, als ob – als ob wir uns nach
Jahren das erste Mal begegnen.«
»Vielleicht begegnen wir uns ja erstmals richtig.«
»Es ist ein bisschen unheimlich.«
»Unheimlich?«
Ihre Pupillen weiten sich. Sie scheint etwas in deinem Blick zu suchen.
»Wusstest du den ganzen Abend eigentlich immer, wovon ich rede?«
Und du dachtest, du könntest dich so einfach in ihr Leben stehlen. »Hattest
du den Eindruck, es interessiert mich nicht?«
»Es interessierte dich zu sehr.«
Weil du darauf keine Erwiderung hast, küsst du sie. Sie erwidert den Kuss
mit angestauter Leidenschaft und bringt dich noch währenddessen auf

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