schmetterling

ihren Namen von weither – ein sich Wellen, Kräuseln, herangetragen aus
einer jenseitigen Welt: Dimensionen, in die zu gelangen erforderte, die
Dunkelheit in sich hineinströmen zu lassen, bis Wahrheit darin aufscheint,
auch wenn diese Wahrheit vielleicht kaum zu ertragen wäre. Bei Licht, sagt
das Haus, werde ich mein Geheimnis nicht preisgeben. Dennoch legt Ruth,
nachdem sie sich Einlass verschafft hat, den Kippschalter um und sieht die
kleine Diele den Erwartungen entsprechend vor sich liegen. Nacheinander
beleuchtet sie sämtliche Räume, und jedes Mal ist da der Eindruck, etwas
verscheucht zu haben, einen geisterhaften Hinweisgeber, der sich ihr nur im
Finstern offenbaren wird. Sie geht hinauf in den ersten Stock, betritt zuerst
Luthers und dann Tamys Zimmer, schließlich das Bad. Nichts deutet auf
jemand anderen hin als auf Luther selbst und die gelegentliche, Unordnung
stiftende Präsenz Tamys. Akribisch durchforstet sie das Untergeschoss,
Wohnraum und Küche, sucht nach Indizien, dass Grace Hendryx sich hier
rumgetrieben hat. Koffer und Rucksack ergießen sich wild über den Boden,
Luthers Werk.
Nichts erzählen die Räume. Gar nichts.
Grace bleibt ein Phantom.
Ruth löscht das Licht und setzt sich in der Dunkelheit aufs Sofa. Gibt einer
anderen Wahrnehmung Raum. Tastet sich zurück in die gestrige Nacht und
wird durchpulst von Wellen eines Ereignisses. Die Vergangenheit erfüllt das
Zimmer mit einer gewissen Kälte, und in der Kälte klingen Echos auf. Sie
schließt die Augen, lauscht. Doch, ohne Zweifel. Hier hat etwas
stattgefunden. Wie so vielen erfahrenen Ermittlern ist es ihr gegeben, Räume
flüstern zu hören. Sie steht auf, geht zum Wagen und holt die starke Infrarot-
Taschenlampe aus dem Forensik-Set, zieht die Schutzbrille auf, betritt das
dunkle Haus erneut, schaltet die Taschenlampe ein, und fast sofort wird sie
fündig. Punkte schimmern auf dem Dielenboden wie eine lumineszierende
Flechtenart. Ruth lässt den Lichtkegel wandern, die Treppe hinauf, durch den
Wohnraum, in die Küche, ohne weitere Spuren zu entdecken. Leuchtet bis