schmetterling

(Martin Jones) #1
Entschlossen, ihn zu töten.

Ruth sucht den Garten ab.
Die Nacht ist hereingebrochen, Downieville liegt überzogen von
Mondlicht da. Luthers Parzelle ist nicht sehr groß, wenngleich verwildert,
was die Suche nach Blutspuren erschwert. Sanft steigt das Gelände an und
geht ohne Umzäunung in steileres Gebiet über. Kahle Bäumchen säumen den
Übergang, deren Zweige so weiß leuchten wie in der Sonne gebleichte
Knochen. Dahinter wechseln Weihrauchzedern mit Jeffrey-Kiefern, zwischen
denen silbrige Pfade ins Finstere laufen. Der Infrarot-Kegel der Lampe
pendelt durchs Gras und dichter werdende Gesträuch, und Ruth denkt: pure
Zeitvergeudung. Was immer an Blut hier war, hat der Regen weggewaschen,
doch im Moment, als sie die Lampe ausschalten will, stößt sie auf weitere
Rückstände unter dem Blätterdach einer Eibe und sieht, wohin die Blutspur
führt.
Beklommen stapft sie hangaufwärts.
Größere Flecken haben sich auf einem Felsen erhalten. Nach wenigen
Metern rücken die Kiefern zusammen, durchwirkt von Nebelschwaden, in
denen das Mondlicht phosphoresziert. Granit bricht den Nadelteppich auf.
Spinnennetze glitzern im Unterholz, Wurzeln biegen sich zu Fußangeln, unter
ihren Sohlen knacken herabgefallene Äste und morsche Tannenzapfen und
kündigen sie den Bewohnern der Nacht schon von Weitem an. Ein Leichtes,
ihr aus dem Weg zu gehen. War die Person schwer verletzt, die hier
entlanggestolpert ist? Was hat sie oder ihn den Hang hoch getrieben? Flucht?
Jagd? War es Grace? Oder etwa jener andere Luther, denkt sie, an den mein
Luther so beharrlich glaubt?
Der dann nicht mehr mein Luther wäre. Weil meiner ja der von hier ist,
wohingegen der andere –

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