schmetterling

(Martin Jones) #1

Schau nicht zurück.
Baumsilhouetten entlang der Gleise, die Blätter schwarz gegen den
Himmel gesprenkelt. Die Restaurants verdunkelt. Einige wenige bummelnde
Paare. Der Gleisstrang eine blutleere Ader. Am gegenüberliegenden Ufer der
Zikkurat, das pyramidenförmige Gebäude, in dem Jodie arbeitet. Das warme
Geräusch seiner Turnschuhe auf Zedernholz.
Lohnt es das Risiko? Wenn sie dir in den Kopf schießt, bist du aller Sorgen
ledig. Ansonsten schützt dich die Weste. So wie du Grace Hendryx
einschätzt, wird sie es nicht hier erledigen wollen, sondern eher drüben, auf
der Brache zwischen Fluss und Hotel. Dass du um ihr Hiersein weißt, schützt
dich kaum davor, in den nächsten Sekunden zu sterben, doch sofern
überhaupt jemand außer Elmar deine Fragen beantworten kann, dann Grace
Hendryx. Du läufst den schmaler werdenden Holzsteg entlang, vorbei am
Gebäude von Joe’s Crab Shack mit seinen knallroten Läden, die in der
Dunkelheit die Farbe geronnenen Blutes angenommen haben. Voraus kreuzt
die Capitol Mall und führt auf die Tower Bridge, und was immer du dir von
der Vorsehung erhofft hast, schickt sie dir in Gestalt des Linienbusses 4,
harrend an der Ampel.
Ein Plan entfaltet sich.
Du widerstehst der Versuchung zu beschleunigen. Die Zeit müsste reichen,
wenn auch knapp. Bis zuletzt wirst du Grace im Glauben lassen, sie nicht
bemerkt zu haben. Würdest du losrennen, könnte sie sich veranlasst sehen zu
schießen, also hältst du stoisch dein Tempo, auch als du den Bus langsam
anfahren siehst.
Es wird knapp.
Der Bus erreicht die Mitte der Kreuzung –
Ruhig.
Schaukelt über die Schienen, erreicht den Fußgängerüberweg –
Noch nicht! Erst auf den letzten Metern.
Fährt auf die Brücke –

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