schmetterling

(Martin Jones) #1

»Bekamen Streit.«
»Und zwar richtig.« Sie nickt. »Mit Handgreiflichkeiten und dem ganzen
Getöse. Er oder sie setzt die Kiste vor den Baum. Sie springt raus, schlägt
sich blindlings in die Büsche, er –«
»Was machen sie eigentlich auf dem Forstweg?«
»Dazu müsste man wissen, wo der hinführt.«
»Genau.« Luther sieht sie an. »Wäre doch eine super Idee, das
rauszufinden.«
»Und wer passt dann auf, dass du hier nicht alles platt trampelst?« Ruth
schaut zur Straße. »Wo bleibt überhaupt die Highway Patrol?«
Arbeitsteilung. Der Sheriff untersucht die Todesumstände, die Highway
Patrol den Hergang des Verkehrsunfalls. Sie tritt an den Rand des Canyons.
»Und ihr? Kommt ihr da unten noch mal in die Gänge?«
»Obacht, Ruth!« Die Stimme des Bergungsleiters wird vom Stein
gedämpft und zugleich reflektiert, wodurch sie auf eigentümliche Weise
jenseitig klingt. »Nicht, dass wir dich als Nächstes aus dem Baum pflücken
müssen.«
»Leck mich, Dexter!«
»Danke, mein Job kennt Grenzen. Die Dame ist reisefertig, okay? Wir
ziehen sie hoch. Ihr könnt sie in Empfang nehmen.«


Reisefertig –
Vor acht Jahren, in einem anderen Leben, verließ eine andere Dame, für
die das in gewisser Weise auch zutraf, Luthers Haus. Sie trug einen Koffer
und wäre gerne in Empfang genommen worden, als sie zwei Stunden zuvor –
nicht ohne anstandshalber geklingelt zu haben – den immer noch in ihrem
Besitz befindlichen Schlüssel aus der Handtasche gekramt und hereinspaziert
war. Vielleicht hoffte sie darauf, überredet oder in sonst welcher Weise
überzeugt zu werden, die Koffer gar nicht erst zu packen, aber Luther war
nicht dort. Wut und Gekränktheit, destilliert zu kindischem Trotz, hatten ihn

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