schmetterling

(Martin Jones) #1

Aus Gründen, die sie sich nicht einzugestehen wagt, hat sie an der
Schmalseite des Hügels begonnen, wo – würde man das Unvorstellbare
denken – doch sie will nicht denken – schwarz ihre Hände, schwarz vom
feuchten Humus –
Schaufeln das Zeug beiseite.
Stoßen auf etwas Festes. Dunkel, jedoch von anderer Beschaffenheit als
Stein und zu glatt für Wurzelwerk.
Sie gräbt es frei und glotzt es an.
Erst allmählich sickert in ihr Bewusstsein, was sie dort sieht. Sie reißt die
Halogenleuchte zwischen den Ästen heraus und richtet sie frontal auf das
Rund eines von Erde umrahmten Gesichts, das aus blinden, verklebten Augen
zurückstarrt. Ihr Herz zerspringt. Bohrender Schmerz sticht in ihren Schädel.
Sie stolpert zurück, gegen eine Kiefer, die Stille der Nacht dröhnt, tost,
kreischt in ihren Ohren.
In dem Grab liegt Luther Opoku.


»Scheiße.«
Alle Hoffnung, Grace könne ihn zurückbringen, liegt in Scherben, jetzt
bleibt ihm nur Elmar Nordvisk. Er darf den Termin nicht gefährden. Sollte es
hier zu stundenlangen Anhörungen kommen, kann er das Treffen vergessen.
Er zieht die Kapuze über die Ohren, zögert. Die Brücke menschenleer,
lediglich zwei Autos jenseits der Kreuzung. Niemand hat den Kampf
beobachtet, doch so läuft das nicht. Du bist Sheriff. Dem Gesetz verpflichtet,
außerdem werden sie schnell rausfinden, dass du unmittelbar vor dem Unfall
im Delta King warst und dass auf die Tote die Beschreibung der Frau zutrifft,
die dich schon einmal attackiert hat. Die Fahndung läuft landesweit, du warst
hier, sie war hier, wie solltest du nicht mit ihrem Tod zu tun haben? Und
wiederum, wer würde dich festhalten wollen? Du bist das Opfer. Der

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