schmetterling

(Martin Jones) #1

umstanden von Walnussbäumen und bartflechtenüberwucherten Eichen.
Luther erinnert sich, gehört zu haben, die Elite des Silicon Valley halte ihre
maßgeblichen Treffen nicht in Büros ab, sondern in der domestizierten
Wildnis der Coast Ranges. Pilar Guzmán wohnt am Rande von Woodside
Highlands, einer arrivierten Enklave für Natursüchtige, keine zehn Meilen
vom Nordvisk-Gelände entfernt. Ihr Vorgarten schwelgt in Schwertlilien,
kalifornischem Flieder, Lupinen und gelbem Wiesenschaum. Der Duft
blühenden Eukalyptus’ liegt in der Luft, Wermut und Ozeanisches mischen
sich hinein. Was immer das schmucke Häuschen kostet, sei es gekauft oder
gemietet – mit einem Durchschnittsgehalt kann man von so was nur träumen.
Pilar scheint den richtigen Job zu haben.
Projektleiterin. Projekt Farm?
Wie viele Leute bei Nordvisk mögen von der Existenz des Kugelraums
überhaupt wissen?
Er geht durch den Vorgarten zum Haus und klingelt. Ein Schwarm Vögel
entstiebt einer Eiche, Dunstgespenster zersetzen sich in den Baumkronen,
Reste des hier so häufigen Küstennebels. Niemand öffnet, weit und breit kein
Mensch zu sehen. Luther verbringt eine Anstandsminute mit Warten, geht
ums Haus, späht durch die Fenster, schellt erneut. Als er sicher sein kann,
dass niemand zugegen ist, zieht er ein Paar Latexhandschuhe über, fischt eine
zum Dietrich gebogene Büroklammer aus der Tasche und macht sich am
Schloss zu schaffen. Die Tür schwingt auf, andere haben ihm die Mühe schon
abgenommen. Er tritt ein, geht durch die Räume. Sieht, dass hier nichts mehr
für ihn zu holen ist, zückt sein Handy und ruft Ruth an. »Ich bin nicht der
erste ungebetene Besucher. Jemand hat alles auf den Kopf gestellt. Was die
nicht gefunden haben, finde ich wahrscheinlich auch nicht.«
»So ein Stick ist klein. Der kann in jeder Ritze stecken.«
»Wenn die zu mehreren waren, hatten sie ihre Finger in jeder Ritze. Hier
ist nichts, was auch nur entfernt nach Computer aussieht.«
»Kampfspuren?«

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