schmetterling

(Martin Jones) #1

Delegation in Businesskleidung aus, Chinesen mit Namensansteckern und
gezückten Handys, macht kehrt und geht zurück zum Haupteingang. Auch
das Foyer hat der Spieltrieb gestaltet. Kicker-Tische und Flipperautomaten
stehen herum. Zwei junge Frauen hinter einer langen Theke strahlen ihn an,
sichtlich erfreut, dass ein Gesegneter den Weg in ihr Utopia gefunden hat.
Luther nennt den Zweck seines Besuchs, sie drucken ihm sein Namensschild
aus, fragen ihn, ob er was trinken wolle, geben ihm eine Cola und verweisen
ihn an die Spielgeräte.
Betäubt hockt er auf der Kante eines orangen Djinn-Stuhls.
Schon wieder Orange. Scheint seine Krisenfarbe zu werden.
Lange muss er nicht warten. Eine Frau durchschreitet eine Glastür, das
Kinn erhoben, blond und stressverheißend attraktiv.
»Luther! Katie.«
Sie knallt die Worte in den Raum wie ihre persönliche Top-Empfehlung
für Babynamen. Das also ist Katie Ryman.
»Gute Anreise, Luther?«
»Danke, ja.« Er steht auf. Wie die Welt wohl wäre, wenn jeder nur fragen
würde, was ihn ehrlich interessiert? Stiller wahrscheinlich. »Hübsche
Spielhölle.«
»Nicht wahr? Europa mag die Hochtechnologie erfunden haben, aber
Amerika weiß, wie man damit Spaß hat. Kommen Sie.«
Das Innere von The Drop ist eine offene Struktur, die konsequent das
äußere Konzept fortsetzt. Auf mehreren Etagen reihen sich verglaste Räume
entlang geschwungener Balustraden, harmonisch zueinander versetzt und
durch spiralige Treppen verbunden. Aufzugkabinen, tropfenförmig und
schillernd wie Seifenblasen, schweben im Nichts. Das Ganze wirkt auf
Luther, als durchschreite er eine amorphe Struktur, die im nächsten Moment
schon wieder völlig anders aussehen könnte. Jede erdenkliche Möglichkeit
wurde genutzt, um Tageslicht ins Innere zu leiten. Mitten im Atrium schwebt
die riesige Plastik eines Surfers, über einen unsichtbaren Wellenkamm

Free download pdf