schmetterling

(Martin Jones) #1

hinweg schießend, auf dem Brett die Worte: Geh nicht dahin, wo die Welle
ist. Geh dahin, wo die Welle sein wird.
»Elmar ist noch in einer Pressekonferenz«, sagt Katie. »Kann wenige
Minuten dauern. Möchten Sie das Gebäude sehen?«
»Keine Umstände. Ich setz mich irgendwo hin.«
»Ach was. Sie kommen mit mir.«
Sie verlassen das Atrium und betreten einen weniger durchlässigen
Bereich. Automatische Türen gleiten auseinander, dahinter liegt ein großer,
abgedunkelter Raum mit Sitzreihen und Bühne. Rund hundert Journalisten
und Kameraleute bevölkern das Auditorium. Im Rampenlicht steht Elmar
neben einem schneeweißen Roboter von der Größe eines Kindes. Die Augen
des Maschinenwesens sind groß und rund, der Mund zu einem beständigen
Lächeln gebogen. Alles an ihm wirkt liebenswert.
»Wie alt bist du, Sparky?«, fragt eine hübsche Reporterin gerade.
»In menschlichen Jahren kann ich das nicht sagen.« Sparkys Stimme
erinnert an die des Clownfischs aus Findet Nemo. Sie klingt heiter und kein
bisschen nach Automat. »Aber als Roboter wurde ich 2015 in Betrieb
genommen.«
»Das heißt, da hast du zu leben begonnen?«
Sparky dreht seinen runden Kopf noch ein Stück mehr in Richtung der
Fragestellerin. »Nicht ganz. Da habe ich zu existieren begonnen. Oh, du bist
aber hübsch! Und so toll angezogen. Bist du ein Model?«
Die Reporterin verdreht die Augen und lacht. »Schön wär’s. Nein, ich
schreibe für den Guardian.«
»Du könntest ein Model sein. Kannst du mir Modetipps geben?«
»Die brauchst du nicht, Sparky«, ruft eine andere Frau. »Du bist schön
genug.«
Der kleine Roboter schlägt die Augen nieder und signalisiert verlegene
Freude. Er breitet beide Arme aus und spreizt alle zehn Finger. Seine Gestik
ist verblüffend menschenähnlich.

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