schmetterling

(Martin Jones) #1

Nacht im Yuba Theatre die Dolly Parton gegeben hat. Die Sierra-Variante
Dolly Partons, um genau zu sein. Mit weniger Helium in der Stimme, dafür
gelingt ihr die Unmöglichkeit, noch mehr an der Pathosschraube zu drehen
als ihr großes Vorbild aus den Smoky Mountains. Luther weiß nicht, ob das
für oder gegen eine Zweitkarriere als Sängerin spricht, und gerade ist es ihm
herzlich egal.
»Wir haben hier ein Auto voller Fasern, Haare, Fingerabdrücke, weiß der
Teufel was. Hat Tucker nicht gesagt, er will so schnell wie möglich
herkommen?«
»Ja, weißt du, Tucker – also, der hat gerade durchgerufen.«
Luther wartet. Er mag Kimmy, an manchen Tagen liebt er sie geradezu.
Sie wäre ein Geschenk des Himmels, hätte sie nicht die Angewohnheit, jede
Information zu zerdehnen wie eine Staffel Game of Thrones.
»Ich höre.«
»Ines Welborn hatte doch ihre Katze als vermisst gemeldet.«
»So?«
»Du weißt schon, die getigerte.«
Ines Welborn, Betreiberin eines Bed & Breakfast in Goodyears Bar, einem
Siebzigseelenkaff westlich von Downieville, umgeben von Wäldern. Was
wenig beschreibt, da praktisch alles in Sierra umgeben von Wäldern ist.
»Ach, ja«, sagt er.
»Weil, sie hat ja auch noch die schwarze«, beeilt sich Kimmy
klarzustellen. »Also genauer gesagt, ist die ein Kater, aber egal. Die getigerte
ist jedenfalls verschwunden, und –«
»Können wir das beschleunigen?«
»Und jetzt hat Ines ihren Nachbarn beschuldigt, die Katze getötet und auf
seinem Grundstück vergraben zu haben.«
Luther kratzt seinen Nacken.
»Welchen Nachbarn? Doch nicht etwa Billy Bob Cawley?«

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