schmetterling

(Martin Jones) #1

Kopie ein Ei oder eine Tasse Zucker leihen kann. Geradezu heimelig,
verglichen mit Ebene-II-Multiversen, noch weit ferneren Regionen, die nie
erreicht werden können, da sie – ebenso wie dieses Universum – Blasen in
einer Art Teig sind, jede groß genug, um ihrerseits unendlich viele Welten zu
enthalten, doch den Teig – etwas mit Namen Inflation – kann nichts und
niemand je durchdringen. Gespenstischer, weil in unmittelbarer Nähe, Ebene-
III-Multiversen: In einem abstrakten, vieldimensionalen Raum vollzieht sich


jede nur erdenkliche Geschichte – unentwegt spaltet man sich auf, lebt jeder
Mensch jede mögliche Variation seines Lebens, ohne sich dessen bewusst zu
sein. Eine Welt, in der ein einziges Teilchen an sämtlichen Orten zugleich
sein kann, und nur eine Art Zensurfunktion im Hirn entscheidet, welche
Geschichte man als die eigene wahrnimmt um den Preis, alle anderen nie
erlebt zu haben, während sie tatsächlich von unendlich vielen Kopien sehr
wohl erlebt werden, deren jede glaubt, das Original zu sein, und ihrerseits
von den anderen nichts weiß. Ebene-IV-Multiversen schließlich, alternative
mathematische Strukturen der Wirklichkeit – und an dieser Stelle starrte Ruth
wie betäubt in ihren Computer, beherrscht von einem einzigen, kristallklaren
Gedanken:
Wenn unendlich viele Ruths und Megs jede denkbare Geschichte haben,
dann auch die gemeinsamen Glücks.
Denn möglich ist es. Nein, nicht nur möglich –
Es geschieht! Unendlich viele Male.
Soll sie sterben, ohne herausgefunden zu haben, ob es auch in dieser Welt
hätte geschehen können?
Sie fährt das kurze Stück zurück und biegt auf das Werksgelände ein.
Steigt aus. Geht durch die offene, menschenleere Halle auf das abgeteilte
Büro zu. Fürchterlich nervös. Mit bebendem Herzen. Erfüllt von leuchtender
Gewissheit, das einzig Richtige zu tun, wie auch immer es ausgehen mag.
Verlässt ihre kleine weiße Kapelle und sieht die andere vor sich liegen.
Meg hebt den Kopf, als Ruth eintritt.

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